Wiens wenig bekannte Stadtbauern

„Styria“-Buchverlagschef Matthias Opis, Fotograf Clemens Fabry, Autorin Karin Schuh, Moderatorin Barbara van Melle und „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak (v. l.) bei der Buchpräsentation in der Buschenschank Stift St. Peter in Dornbach.
„Styria“-Buchverlagschef Matthias Opis, Fotograf Clemens Fabry, Autorin Karin Schuh, Moderatorin Barbara van Melle und „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak (v. l.) bei der Buchpräsentation in der Buschenschank Stift St. Peter in Dornbach.(c) Daniel Novotny
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Buchpräsentation. „Presse“-Redakteurin Karin Schuh und Fotograf Clemens Fabry stellen in ihrem Buch „Wiener Stadtbauern“ die Landwirte Wiens vor.

Karin Schuh (Text), Clemens Fabry (Fotos): "Wiener Stadtbauern". Pichler-Verlag, 160 Seiten, 25 Euro. Ab 26.3. im Buchhandel.
Karin Schuh (Text), Clemens Fabry (Fotos): "Wiener Stadtbauern". Pichler-Verlag, 160 Seiten, 25 Euro. Ab 26.3. im Buchhandel.Pichler-Verlag

Auf den ersten Blick scheint es so gar nicht zusammenzupassen: Bauern und die Großstadt. Auf den zweiten, genaueren Blick aber gibt es in Wien Landwirte in einer erstaunlichen Bandbreite, von der wohl auch viele Wiener nichts ahnen. Einen sehr genauen Blick haben „Presse“-Redakteurin Karin Schuh und „Presse“-Fotograf Clemens Fabry auf die Bauern in Wien geworfen: Für ihr im Pichler-Verlag erschienenes Buch „Wiener Stadtbauern“, das sie am Mittwoch in der Buschenschank Stift St. Peter in Dornbach präsentiert haben, haben sie Produzenten besucht und porträtiert.

Und damit gezeigt, wie Matthias Opis, Geschäftsführer der Styria-Buchverlage, bei der Präsentation meinte, „dass Bauern und Wien sehr wohl zusammenpassen und man damit ein ganzes Buch füllen kann“. Für den Verlag sei das Buch, das neben den reich bebilderten Porträts Rezepte, Adressen und Essays über die Landwirtschaft in Wien umfasst, „ein neuer Buchtyp“. Mit ihrer „wunderbaren Serie, Stadtbauern zu besuchen“ hätten Schuh und Fabry ein neues Genre geschaffen, meinte „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak, der in Anlehnung an die Foodies von „Farmies“ sprach. Was die beiden auszeichne: „Sie nehmen den Journalismus so wahnsinnig ernst. Sie fahren hinaus, reden mit den Leuten.“

Für Fotograf Fabry waren die Besuche entschleunigende Termine. „Wir waren überall willkommen. Für einen Pressefotografen ist das ja nicht selbstverständlich“. Wer, so wie Fabry, Authentizität schätzt, sei bei den Stadtbauern genau richtig: „Da gibt es den Boden, den Bauern, das Produkt. Alles ist 1:1 nachvollziehbar.“

(c) Daniel Novotny

Die Moderatorin des Abends, Slow-Food-Wien-Chefin Barbara van Melle, sieht in dem Buch „einen wunderbaren Querschnitt der Wiener Produzenten vom Traditionsbetrieb bis zum Quereinsteiger“. Genau um diese wenig bekannte Breite – wienweit gibt es unglaubliche 630 Bauern – sei es ihr gegangen, sagt Autorin Schuh: „Jeder kennt den Wiener Wein, aber es gibt so viel mehr.“ Kaum jemand wisse etwa, dass in Wien auch schottische Hochlandrinder gezüchtet werden.

Schuh zeigt in ihren Texten aber auch auf, dass das Leben als Wiener Bauer kein leichtes ist. Etwa, weil die Flächen in der wachsenden Stadt begehrt sind. „Umso schöner ist es, wenn die Bauern trotzdem in Wien bleiben, auch wenn sie es in Niederösterreich vielleicht einfacher hätten.“ Schuh ortet ein wachsendes Bewusstsein für hochwertige, regionale Produkte, plädiert aber dafür, „sich noch mehr Gedanken zu machen, woher man seine Lebensmittel bezieht“. Man könne sich bei den Bauern selbst ein Bild machen: „Man braucht nur anzurufen: Sie zeigen ihre Betriebe gern her.“

Dass die Präsentation im Gastgarten der Buschenschank Stift St. Peter stattfand, war kein Zufall: Wird doch dieser älteste landwirtschaftliche Betrieb Wiens (seit 1042!) auch im Buch vorgestellt. Auch an der musikalischen Begleitung durch die Neuen Wiener Concert Schrammeln war neben Fotograf Fabry, Walter Soyka und Peter Havlicek mit Winzer Peter Uhler an der Geige ein echter Stadtbauer beteiligt.

Ebenso anwesend waren die im Buch porträtierten Rinderbauern Monika und Erich Rautner, Peter Smejkal (Räucherfischpeter), die Gärtner Eveline und Mario Bach, Johann und Ingrid Altschachl, Ursula Kujal und Harald Thiesz vom Feigenhof, Oliver und Alexandra Kaminek (Biohof No. 5) und Familie Heller (Bio-Imkerei Honigstadt).

DAS BUCH

„Wiener Stadtbauern Begegnungen. Produkte. Rezepte.“ Von Karin Schuh und Clemens Fabry, Pichler-Verlag, 156 Seiten, 25 Euro.

Porträts von 20 Wiener Bauern mit Rezepten, Bezugsquellen und Hintergrundinfos zur Wiener Landwirtschaft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2018)

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