Vanessa Spanbauer: Schwarz wird groß geschrieben

Vanessa Spanbauer ist Chefredakteurin des fresh Magazin, das heute erstmals Awards an schwarze Österreicher vergibt.
Vanessa Spanbauer ist Chefredakteurin des fresh Magazin, das heute erstmals Awards an schwarze Österreicher vergibt.(c) Akos Burg
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Das fresh Magazin vergibt erstmals die Black Austrian Awards. Vanessa Spanbauer will so afroösterreichische Persönlichkeiten vor den Vorhang holen.

Eine fundamentale Frage stellt sich gleich zu Beginn – und es ist eine, mit der sich auch Vanessa Spanbauer (26) immer wieder auseinandersetzt: die der Begrifflichkeit. Für sich selbst verwendet die Tochter einer Niederösterreicherin und eines Nigerianers die Bezeichnung Schwarz – freilich mit großem S. Als einen politischen Begriff, der gemeinsame Erfahrungen beschreibt – und anders als das Wort schwarz keine Hautfarbe.

Heute wird Schwarz auch im übertragenen Sinn groß geschrieben: Zum ersten Mal vergibt das fresh Magazin, dessen Chefredakteurin Spanbauer ist, in der Brunnenpassage in Wien-Ottakring die Black Austrian Awards. Afroösterreichische Persönlichkeiten – eine Bezeichnung, die Spanbauer mit Einschränkungen ebenfalls für gut befindet –, die im vergangenen Jahr aufgefallen sind, sollen damit vor den Vorhang geholt werden.

Nominiert sind Personen und Kollektive von Wirtschaft über Kunst und Medien bis Politik. Weil es der erste Award sei, sei es gar nicht leicht gewesen, sich zu entscheiden, sagt Spanbauer: Denn die Zahl der potenziellen Kandidaten sei ziemlich groß gewesen. Nun auf der Liste sind unter anderem die erste afrikanische Buchhandlung in Wien, Afri-Euro Text, die Balletttänzerin Rebecca Horner, der TV-Moderator Stefan Lenglinger, Schauspieler David Wuraba oder SPÖ-Politikerin Mireille Adiet Ngosso, neue Vizechefin des ersten Wiener Gemeindebezirks. „Man soll bei den Awards heute Abend rausgehen und merken, was wir schon geschafft haben“, sagt Spanbauer.

Sie ist seit dem Start vor inzwischen vier Jahren beim fresh Magazin, das sich „Black Austrian Lifestyle“ widmet und das sich besonders an die zweite und dritte Generation richtet. „Wir wollen diese Menschen repräsentieren, zeigen was sie tun, was sie interessiert“, sagt Spanbauer. „Auf anderen Medien steht zwar nicht ,White Austrian Lifestyle' drauf – das ist aber drin.“

Menschen zusammenbringen

Der Award ist dann der Auftakt für ein mehrtägiges Festival, das die politische, kulturelle und ökonomische Teilhabe der Afroösterreicher zelebriert – und das am Samstag beim Black Youth Forum speziell die jungen Menschen darüber zu Wort kommen lässt, was ihnen wichtig ist, welche Themen sie bewegen und was sie brauchen, um sich in der österreichischen Gesellschaft voll entfalten zu können. „Wir wollen eine Plattform sein, die die Menschen zusammenbringt“, sagt Spanbauer.

Tatsächlich entwickle sich aus den früher eher nach Nationalität fragmentierten Gruppen in Österreich langsam eine Community. Es gebe mehr und mehr Menschen, die Events für (junge) Afroösterreicher veranstalten. „Das ist wichtig, um sich auszutauschen – weil man ja doch oft die gleichen Erfahrungen hat.“ Häufig ist das: Rassismus.

„Damit kommt fast jeder, teilweise tagtäglich in Kontakt“, sagt Spanbauer. Dass sich der Umgang in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten nicht wirklich verändert hat, war eine ihrer Erkenntnisse aus den Recherchen zu einer Ausstellung über die Kinder schwarzer GIs. „Das zu realisieren war ein tragischer Moment.“

Zwischendurch werde es manchmal besser – etwa mit Rolemodels wie dem Fußballstar David Alaba, möglicherweise passiert das auch aktuell mit dem Songcontest-Dritten Cesár Sampson. Diese Persönlichkeiten würden aber oft in Nischen reüssieren, von Sport bis Entertainment. In anderen Sparten sei das schwieriger.

Und über die guten und die weniger guten Begrifflichkeiten, müsse man einen Diskurs führen, sagt Spanbauer. „Man muss darüber reden.“ Was sie manchmal macht, um Menschen vor Augen zu führen, was nicht so gute Begriffe sind, ist die Umkehrung: Farbiger – Farbloser, zum Beispiel. „Ich meine, das wirkt.“

Auf einen Blick

Vanessa Spanbauer (26) ist Chefredakteurin des fresh Magazin, das sich mit Black Austrian Lifestyle befasst. Heute, Donnerstag, vergibt das Magazin erstmals in der Brunnenpassage die Black Austrian Awards an afro-österreichische Persönlichkeiten. Der Abend ist gleichzeitig der Startschuss für das freshTIVAL mit Filmen, Workshops und am Samstag dem Black Austrian Youth Forum.

Web: www.freshzine.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2018)

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