Kaveh Ahi: Zur Kunst des Feierns

Kaveh Ahi war bis Ende 2016 der Partymacher des Volksgartens. In der Stadtbar unweit der Albertina verbindet er jetzt seine Interessen: Kunst, Architektur – und Feiern.
Kaveh Ahi war bis Ende 2016 der Partymacher des Volksgartens. In der Stadtbar unweit der Albertina verbindet er jetzt seine Interessen: Kunst, Architektur – und Feiern.(c) Michele Pauty
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Ex-Volksgarten-Mann und Kunstfreund Kaveh Ahi betreibt die Stadtbar. Mittwochs trifft man sich hier nach dem Albert-&-Tina-Clubbing.

Erster Bezirk, aber keine Nachbarn: Nichts, das so leicht zu finden wäre. So gesehen sei für ihn klar gewesen, dass er zuschlagen würde, erzählt Kaveh Ahi, als ihm das Lokal im Hanuschhof angeboten wurde. Noch dazu, da er von seiner alten Wirkungsstätte einen großen Garten gewohnt war. Wieder Grün in der Nähe zu haben, damit habe er nicht zu rechnen gewagt. Nun residiert der ehemalige Volksgarten-Mitbetreiber mit seiner Stadtbar seit gut einem halben Jahr elegant hinter der Albertina, wenige Schritte vom Burggarten entfernt – und an der Ecke zur Goethegasse: „Das tut dem lyrischen Perserherz gut.“

Jetzt im Sommer fungiert die Stadtbar als offizielle Afterparty-Location des Albert-&-Tina-Clubbings, für jene, die mittwochs nach Kunst und Drinks in der Albertina noch weiterfeiern wollen. In der Stadtbar erwarten sie Logen, die Ahi aufgrund der Nähe zur Oper haben wollte; über die alten Fliesen aus Abbruchzinshäusern, auch sie ein Loos-Zitat, hole er Wiener Geschichte herein. Dazu kommen Spiegel, „um die Außenwelt einzubeziehen“, aber auch, um in den kleinen Räumlichkeiten Illusionen zu schaffen und das Innenleben mit seinem Publikum zu inszenieren. Über die Spiegel und ihre Anordnung kann Ahi lang schwärmen – und nicht nur er: Das Lokal, freut er sich, sei inzwischen auch bei Architekten beliebt, „die herkommen und über solche Sachen fachsimpeln“.

Ahi hat selbst ein halbes Architekturstudium – hat aber auch am Tag seiner Matura die erste Party organisiert. Es habe Spaß gemacht, erinnert er sich, und finanziellen Erfolg gehabt. „Ich wollte schnell zum Ziel und ein Star werden“; mit der Architektur wäre das wohl schwieriger gewesen. So oder so sei ihm daran gelegen, „Atmosphären und Räume zu schaffen, auf die die Menschen reagieren“. Als Partner von Volksgarten-Betreiber Michael Böhm hat er die Disco zweimal, 2001 und 2011, mit umgebaut.

Mitbegründer der Parallel Vienna

Die erste Midlife-Crisis ereilte den gebürtigen Iraner mit 27. Da war er schon neun Jahre im Volksgarten, und es gebe zwar keinen schöneren Club, aber es war eben nicht seiner. Mit Mitte 30 beschloss er, mit 40 auszusteigen. Kein ganz einfacher Schritt: „Es war nicht nur ein Job, sondern eine Lebensweise.“

Als Ersatz stürzte er sich auf die Kunst; gemeinsam mit Daniel Haider und Stefan Bidner gründete er die Kunstmesse Parallel Vienna als junge Schwester der Viennacontemporary. Bidner als künstlerischer Leiter, Haider als Visionär, Ahi als Geschäftsmann, „der das Ziel hat, auch Geld zu verdienen“. Derzeit verbindet er die Interessen auch in der Stadtbar: Gemeinsam mit Künstlern arbeitet er an Objekten fürs Lokal. Das soll die Einrichtung erweitern, die Künstler präsentieren.

Der Lage sei er schuldig, dass die Bar aber nicht nur nachts geöffnet ist. Tagesbetrieb ist Neuland für ihn; ein Lichtkonzept von Podpod Design, die auch die Fassadenbeleuchtung der Staatsoper entwickelt haben, soll beim Übergang von Kaffee & Kuchen zu Gin Tonic helfen. Anders als in einer klassischen Cocktailbar könne man dann auch ganze Flaschen bestellen („in der eingefleischten Szene ein bisschen verpönt“), anders als in einer American Bar am Wochenende tanzen. Da werden die Vorhänge zur prominenten Nachbarschaft zugezogen, wird die Bar zum „kleinen Miniclub“. Die Pratersauna zu übernehmen, die dann doch an Martin Ho ging, hätte Kaveh Ahi Spaß gemacht. Wien, findet er, würde durchaus noch „ein, zwei gute Clubs vertragen“. Aber, sagt er, „man weiß ja nie, was die Zukunft bringt.“

Zur Person

Kaveh Ahi wurde in Teheran geboren und kam 1985 als Zehnjähriger nach Wien – seine Eltern, „weltoffen, nicht wirklich religiös“, seien nicht ganz auf Schiene der Mullahs gewesen. Ohne es aussprechen zu können, optierte er fürs Gymnasium und inskribierte dann Architektur, begann aber gleichzeitig als Partyveranstalter. 22 Jahre lang arbeitete er im Volksgarten. Er ist einer der Mitbegründer der Kunstmesse Parallel Vienna und führt seit einem halben Jahr die Stadtbar in der Hanuschgasse. Mittwochs findet hier die Afterparty des Albert-&-Tina-Clubbings statt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2018)

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