Kunst und Mangas im Motorenwerk

Metastadt-Managerin Martina Mösslinger und Neokünstler Karl Dampier laden am 9. September in der Donaustadt zum Kunstmarkt.
Metastadt-Managerin Martina Mösslinger und Neokünstler Karl Dampier laden am 9. September in der Donaustadt zum Kunstmarkt. (c) Voithofer Valerie
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Das ehemalige Elin-Werk in Hirschstetten wird nach und nach zur "Metastadt". Nächste Termine: eine Manga-Convention und ein Künstlermarkt.

Dort, sagt Karl Dampier und zeigt auf das große Haupttor, sei er als 21-jähriger Stadlauer immer hereingekommen. Links, im niedrigen Gebäude, war die „Hofpartie“ untergebracht: Hausverwalter, Elektriker, Installateure. Rechts, in der ersten großen Werkshalle habe er gearbeitet: Damals, 1969, als er für Elin Motoren baute: Elektro-, Klein- und Mittelmotoren, „die großen wurden in Weiz gebaut“.

Heute, eine Karriere im Haushaltsgerätekundendienst (ebenfalls für Elin) und als Betreiber einer Hausbesorgerfirma sowie eine weitere als Donaustädter SPÖ-Bezirkspolitiker und Gemeinderat später, ist Dampier wieder an seiner ehemaligen Arbeitsstätte an der Ostbahn gelandet. In der Pension hat er die Kunst für sich entdeckt – und mit seinen bunten, an der Grenze zwischen naiv und gegenständlich angesiedelten Acrylbildern hier gleich zwei Ateliers bezogen. Eines in der großen Werkshalle, ein zweites weiter hinten in einem Nebengebäude der ehemaligen Osolio-Speiseölfabrik, die heute als Kunstfabrik Stadlau (nicht zu verwechseln mit der Kunstfabrik Wien in der Stadlauer Malzfabrik) firmiert. Auch sie gehört zur sogenannten Metastadt.

2001 hat der Welser Antiquitätenhändler und Selfmade-Millionär Jürgen Hesz (jener, der mit einer gigantischen Phallus-Skulptur im Garten seiner von Theophil Hansen erbauten „Russenvilla“ in Traunkirchen durch die Medien gegangen ist) das Areal gekauft und in den vergangenen Jahren begonnen, die außen denkmalgeschützten Ziegelsteinhallen zur Eventlocation umzubauen, seit eineinhalb Jahren werden sie vermehrt vermarktet.

Flohmarkt und Führungen

In der größten Halle können 2000 Leute zum gesetzten Essen untergebracht werden; in den (neuen) Lastenlift passt ein Auto hinein. Das interessiert naturgemäß Firmen für interne Feiern oder Präsentationen, aber nicht nur: Im Heizhaus etwa mit seinem offenen Kamin wurde am Wochenende gerade eine eher wildere Geburtstagsparty gefeiert. Ein Stück weiter vom zentralen Platz mit seinen Stier- und Hirschskulpturen aus Alteisen entfernt liegt schließlich jene Halle, die als Metamarkt firmiert: Samt innen liegendem Kran in deutlich roherem Zustand belassen, findet hier jeden Sonntag ein Flohmarkt statt; der Andrang sei groß, sagt Metastadt-Managerin Martina Mösslinger, nächstes Jahr soll um die daneben liegende, jüngere Halle erweitert werden. Im Frühjahr fand hier außerdem zum ersten Mal ein Kunst- und Bildermarkt statt, den Dampier mitorganisiert hatte. Der Markt geht am 9. September in seine zweite Runde; auch Schmuckanbieter (mit einer stilistischen Bandbreite von Fahrradschläuchen über Glasperlen bis zur Tracht) sind diesmal vertreten.

Zuvor wird kommendes Wochenende das ganze Gelände belegt sein, wenn mit der AniNite, die zum zweiten Mal hier stattfindet, japanische Animes und Mangas Einzug halten. 24.000 Gäste verzeichnete die Jugendkulturmesse im Vorjahr. In Zukunft könnten sie noch mehr Platz bekommen: Gerade, berichtet Martina Mösslinger, seien zwei vermietete Hallen frei geworden, die in den nächsten Jahren ebenfalls adaptiert werden sollen: Es könne, sagt sie im Hinblick auf Konferenzen, „gar nicht groß genug sein“. Groß sei übrigens auch das Interesse an der alten Industriearchitektur: Seit Ende Juli bietet sie jeden Sonntag um 14Uhr kostenlos geführte Besichtigungen an.

AUF EINEN BLICK

Die Metastadt(Dr. Otto-Neurath-Gasse 3, bei der S-Bahn-Station Erzherzog Karl Straße) entstand in den vergangenen Jahren in den Hallen des Elin-Werks an der Ostbahn in Wien Donaustadt. Von 1898 bis 1974 wurden hier Motoren produziert. Die Hallen sind u.a. für Firmenveranstaltungen flexibel kombinierbar. Jeden Sonntag findet hier der Metamarkt-Flohmarkt statt. Vom 31. August bis 2.September gastiert hier die Anime- und Mangamesse AniNite, am 9. September gibt es einen Kunstmarkt. Kostenlose Führungen jeden Sonntag um 14 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2018)

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