Claptons neues Cover aus Salzburg

Jessie Kohn mit dem Plattencover, das basierend auf Eric Claptons Ideen entstand.
Jessie Kohn mit dem Plattencover, das basierend auf Eric Claptons Ideen entstand.Herbert Rohrer/Wild & Team
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Grafiker Jessie Kohn hat es mit seinen Zeichnungen in die internationale Musikwelt geschafft: Eric Claptons Weihnachtsalbum trägt sein Design.

Der Anruf kam spätabends im Februar dieses Jahres. Jessie Kohn, ein in Salzburg lebender Grafiker und Illustrator, sollte für den amerikanischen Musikvideo-Produzenten Blind Vision Films über Nacht ein paar Entwürfe für ein weihnachtliches CD-Cover abliefern. „Wer hinter dem Projekt steckt, durfte mir die Agentur nicht verraten“, erzählt Kohn und strahlt über das ganze Gesicht. Damals wollte er nach einem anstrengenden Tag eigentlich nur ins Bett, aber er riss sich zusammen: „Das ist eine Chance, die gibt es nur einmal.“

Also setzte er sich an den Schreibtisch und probierte herum. Er schickte seine Entwürfe ab, hörte aber mehrere Wochen nichts von der Agentur. Doch dann, als er die Sache eigentlich schon ad acta legen wollte, klingelte im April das Telefon. Seine Zeichnungen seien nicht genommen worden, aber er wäre in der zweiten Runde, hieß es. Und da erfuhr der 27-Jährige auch, um welches Projekt es sich eigentlich handelte. Der berühmte Eric Clapton hatte ein Weihnachtsalbum eingespielt und suchte nun nach einem passenden Design für das Album. „Es ist ein Traum, für so einen Ausnahmemusiker zu arbeiten.“

Der Blues- und Rockgitarrist und Sänger ist 17-facher Grammy-Gewinner und als einziger Musiker dreifaches Mitglied der Rock and Roll Hall of Fame. Er singt Hits wie „Tears in Heaven“ oder „Change the World“. Kohn bekam von der Agentur noch ein SMS mit einigen Handskizzen, die Clapton schnell auf einem Zettel hingekritzelt hatte. Mit diesen Skizzen sollte er weiterarbeiten, lautete die Anweisung aus Amerika. „Ich habe mich von seinen Skizzen inspirieren lassen“, erzählt Kohn. Entstanden ist ein sehr einfaches Design, das ein wenig an Kinderzeichnungen erinnert. Kohn durfte schließlich das gesamte Package-Design für das „Happy Xmas“-Album von Clapton machen.

Zurück aus Connecticut

Wenn er das fertige Album in der Hand hält, ist er stolz auf das Projekt. Er sieht es aber auch als große Chance für seine Karriere als selbstständiger Grafiker. „Es ist von Gott geführt, dass ich so eine Referenz in meinem Lebenslauf haben darf“, ist der tief religiöse Künstler überzeugt. Mit diesem Projekt könne er sich bei anderen Musikern für Designaufträge bewerben. Wichtig ist ihm dabei aber, dass es Musik ist, die Menschen fröhlich stimme und nicht runterziehe.

Zu Salzburg hat Kohn eine lange Beziehung. Seine Mutter stammt aus der Festspielstadt, die Familie wohnte bis zu seinem zwölften Lebensjahr in Bergheim. Seine Eltern hatten sich in Salzburg beim Jazztanz kennengelernt, sein Vater war als Student in die Mozartstadt gezogen. Als „Clown David“ war der Vater mit seiner Show in ganz Österreich in Schulen berühmt.

Als Jessie zwölf Jahre alt war, übersiedelte die Familie – er hat noch einen größeren Bruder und eine jüngere Schwester – nach Connecticut, wo Kohn nach der Schulzeit das Studium Visual Arts absolvierte. Danach folgte eine Sinnkrise, weil er keine konkreten Ziele für die Zukunft hatte. „Ich war nahe an der Depression“, erzählt der 27-Jährige. Er ging nach Mexiko auf Missionsreise, wo er ein Jahr lebte und Studierenden den Glauben näherbrachte. Schließlich fragte ihn sein älterer Bruder, der in Salzburg als professioneller Basketballspieler lebte, ob er nicht nach Österreich kommen wollte.

In Salzburg stieg Jessie beim Basketball ein und absolvierte ein Praktikum bei einer Werbeagentur. „Aus dem einen Jahr sind mittlerweile vier geworden“, erzählt Kohn. Er hat sich vor zwei Jahren als Grafiker selbstständig gemacht und möchte auch in Zukunft in Österreich bleiben. „Ich genieße die Stadt, es gefällt mir sehr gut hier“, erzählt er. Einziger Wermutstropfen: Seine in Amerika lebenden Eltern sieht er nur selten, er kann sie erst im nächsten Sommer wieder besuchen. „Es wird wohl wieder ein Skype-Weihnachten werden“, sagt Kohn. Ganz sicher mit dabei: die Musik von Eric Claptons „Xmas“-Album.

AUF EINEN BLICK

Jessie Kohn wuchs in Salzburg und den USA auf, heute lebt er als Grafiker und Illustrator wieder in Salzburg. Für Eric Claptons „Happy Xmas“ arbeitete er auf Basis von Skizzen, die der Sänger und Gitarrist selbst entworfen hat. Das Album ist Eric Claptons erstes echtes Weihnachtsalbum. Neben einigen der bekanntesten Weihnachtslieder enthält es auch weniger bekannte Songs, und mit „For Love On Christmas Day“ hat er auch einen eigenen geschrieben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2018)

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