Jedermann will Schi foan

Oder: Warum kleine Hunde ihr Bein besonders hoch heben müssen.

Wieder was gelernt: Es gibt für die traditionsreichste männliche Hauptrolle im österreichischen Theater keine Zweitbesetzung für einen Notfall. Da Tobias Moretti an einer Lungenentzündung erkrankte, musste ein Jedermann-Ersatz für die Salzburger Festspiele daher kurzfristig auf dem freien Markt (also ensemblefremd) zugekauft werden, wie man das außerhalb der Theaterwelt wohl formulieren würde. Dass Einspringer Philipp Hochmair seine Sache mit nur eineinhalb Tagen Vorbereitungszeit offenbar unglaublich gut gemacht hat, ist ein schönes Happy End dieser buchstäblich dramatischen Geschichte.

Hochmair kannten dann schon einige, spielt er doch in der Erfolgsserie „Vorstadtweiber“ den Verkehrsminister Joachim Schnitzler (dass Tobias Moretti einmal neben „Kommissar Rex“ als quotenträchtiger Ermittler unterwegs war und dadurch bekannt geworden ist, hat man nach alle den Moretti-Jahren fast schon vergessen). Wie hoch die Schnittmenge der „Jedermann“-Geher und der „Vorstadtweiber“-Seher ist, wissen wir allerdings nicht.

Ein echter Politiker wiederum hat diese Woche eine gravierende politische Grundregel gebrochen: Man sollte sich in der Öffentlichkeit nicht gegen Hunde, Kinder und – Wolfgang Ambros positionieren. Christian Hafenecker, einer der FPÖ-Generalsekretäre, bezeichnete den Ur-Austropopper als „abgehalftert“, nachdem Ambros in der „Süddeutschen Zeitung“ harsche Kritik an der österreichischen Regierung geübt hatte.

Als Folge daraus dürfte der Ambros-Hit „Schifoan“ mitten in einem Jahrhundertsommer wieder in der Hitparade auftauchen, sooft wurde der uralte Hadern aus Solidarität mit seinem Schöpfer gekauft. So abgehalftert wären viele wohl gern – nur ein Mal in ihrem Leben. Hafenecker war übrigens noch nicht auf der Welt, als „Schifoan“ veröffentlicht wurde. Vielleicht erkundigt er sich besser, wer dieser Wolfgang Ambros eigentlich ist.

Dazu passt noch eine wissenschaftliche Entdeckung dieser Woche: Kleine Hunde heben ihr Bein besonders hoch, wenn sie ihr Revier markieren wollen. Wenn nämlich Konkurrenten die Duftmarke erschnüffeln, gehen sie davon aus, der Herr im Revier wäre deutlich größer, als er es tatsächlich ist, und nehmen von Revierkämpfen lieber Abstand.

Aber nur, wenn sie darauf hereinfallen . . .

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2018)

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