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Sonntagsfahrer

Donauradweg
Donauradweg(c) Bilderbox
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Ein Plädoyer, die Couch am nächsten unverplanten Wochenende spontan gegen das Rad zu tauschen.

Sonntage sind so eine Sache. Manchmal eine schöne und manchmal eine furchtbare. Vergangener Sonntag schien für Letzteres prädestiniert zu sein. Es zeichnete sich für mich ein regnerischer Sonntag ohne (Ausflugs-)Pläne, aber dafür mit viel Langeweile ab. Einer dieser alternativlos furchtbaren Couchsonntage eben.

Irgendwann, als sich die Wolken etwas lichteten, ließ ich den viel zitieren Schweinehund allein auf der Couch zurück und setzte mich auf den Sattel meines Rades. Auf der linken Seite des Wiener Donaukanals radelte ich mit Blick auf den Kahlenberg stadtauswärts. Fast 20 Kilometer bin ich auf dem Donauradweg von Wien über Klosterneuburg, Kritzendorf und Höflein bis zum Kraftwerk Greifenstein gefahren. Und mit jedem Meter fühlte sich der Sonntag etwas besser an. Da schwangen wohl der Stolz, sich überhaupt aufgerappelt zu haben, das Trainingsglücksgefühl sowie die Freude, die eigenen vier Wände gegen den Blick auf Wald, Wasser und Boote getauscht zu haben, mit. Ich fuhr beim Kraftwerk an das andere Donauufer und dort über Korneuburg zurück nach Wien. Auf dieser meiner Meinung nach schöneren Seite wird man mit verwunschen wirkenden Waldwegen, kleinen Brücken und zu guter Letzt mit den Badeplätzen auf der Donauinsel belohnt.

Allein radelt man auf dem Donauradweg übrigens nicht. Man wird immer wieder von trainierenden Rennradfahrergruppen überholt und darf dafür schwerbepackte fremdsprachige Radtouristen und Familien hinter sich lassen. Man schnappt auf dieser zweitmeistbefahrenen Radroute Europas quasi im Vorbeifahren Urlaubs- oder besser gesagt Urlauberluft auf. 403.000 Radler sind jährlich im österreichischen Abschnitt des Donauradwegs unterwegs. Da sind Alltagsradler gar nicht mitgerechnet. 58.000 Radfahrer fahren die gesamten 326 österreichischen Radwegkilometer. Das könnte ich mir nun auch vorstellen. Doch es ist immer so eine Sache: Ein langweiliger Sonntag wird dafür nämlich nicht reichen.

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2017)

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