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Georgenberg: Wenn beim Showdown der Sheriff stirbt

Demnächst barrierefrei: Wotrubakirche, Wien Mauer.
Demnächst barrierefrei: Wotrubakirche, Wien Mauer. (c) Wolfgang Freitag
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Denkmalschutzdebatte andersrum: ein Lift für die Wotrubakirche und die initiativen Bürger.

Die Mehrzahl hiesiger Denkmalschutzdebatten folgt wohlbekannter Western-Dramaturgie: Ein Eigner (der Böse) stellt die Beseitigung/Veränderung eines Bauwerks in Aussicht, das initiative Bürger (die Guten) als schutzwürdig erachten, ein Schutz, den sie mit Hilfe des Sheriffs Bundesdenkmalamt durchzusetzen hoffen. Wie immer der Showdown endet, die Rollen sind klar verteilt: Den funktionalen Argumenten des Bösen steht der Guten Forderung nach Unversehrtheit des Bestandes gegenüber.

Auf dem Wiener Georgenberg ist alles anders. Hier heißt es: alle gegen das Bundesdenkmalamt. Eigner und Bauwerber in diesem Fall ist die Erzdiözese Wien, Gegenstand die „Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit“, besser bekannt als Wotrubakirche. Ein Gebäude, das, aus rauen Betonblöcken auf exponierter Kuppe aufgeschichtet, nicht nur der Lage nach zu den herausragenden Sakralbauten der Stadt zählt. Genau diese Lage ist es freilich, die seine Nutzbarkeit schmälert: Der vom Parkplatz hügelan führende Weg, durch Stufen mehrfach unterbrochen, ist Gebrechlichen Müh und Plag, von Barrierefreiheit ganz zu schweigen. Ein Umstand, der in der Pfarrgemeinde den – verständlichen – Wunsch nach Errichtung einer Liftanlage wachsen ließ.

Ein mehrjähriges Hin und Her zwischen Bauwerber/Pfarrgemeinde hie und Bundesdenkmalamt da mündete schließlich (wechselseitige Schuldzuweisungen inklusive) in ein Projekt – und in einen abschlägigen Bescheid des Bundesdenkmalamts, der seinerseits einen umfänglichen Protest initiativer Bürger samt Beschwerde vor dem Bundesverwaltungsgericht nach sich zog. Das hat mittlerweile entschieden – für die Beschwerdeführer. Der Lift wird gebaut, eine Glasfront zur Belichtung neuer unterirdischer Räumlichkeiten noch dazu. Und der Denkmalschutz? Nach dem rufen wir ein andermal.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2017)

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