Mein Samstag

Schnee von gestern

Spaß im Schnee
Spaß im Schnee(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Manchmal weiß man im Nachhinein nicht mehr, wieso man leichtfertig Ja gesagt hat.

Sie kennen das aus dem Berufsleben: Aus Nettigkeit nicht Nein gesagt, und schon hat man sich eine neue Aufgabe aufgehalst. Im Privatleben kann so eine leichtsinnige Zustimmung bedeuten, dass man am ersten Tag, an dem Wien ein bis zwei Zentimeter hoch im Schnee versinkt, drei Kinder riesige Schneeklumpen nach Hause tragen lässt.

Aus unerklärlichen Gründen fand ich den Schneetransport in dem Moment nicht so abwegig. Wahrscheinlich, weil ich nicht mehr in der Kälte stehen und zuschauen wollte, wie die Kinder mit klitschnassen Handschuhen die Schneereste von Parkbänken und Motorhauben abtragen. Weshalb wir also kurz darauf Schnee in für eine Privatwohnung rauen Mengen zu Hause hatten. Die größten Kochtöpfe wurden damit gefüllt, ins Kinderzimmer getragen, ein Eis-Smoothie-Geschäft eröffnet. Um selbiges anzukurbeln, wurde der Schnee mit Wasserfarben und Pinseln eingefärbt. Mir als einzige nicht in das Schnee-Start-up verstrickte Person wurde die Rolle der Kundin zugeteilt. Auf einer Karte waren die wichtigsten Schneesorten notiert: „Blaubehr“, „Himmbeer“, am besten gefiel mir die sündteure Sorte „Flamingo“ (drei Euro). „Ist die so teuer“, frage ich, „weil da echte Flamingos verarbeitet wurden?“ (Ein Witz, der bei Volksschulkindern ganz schlecht ankommt.) Da ich kein Kleingeld bei mir hatte, wurde mir kurzerhand eine Jahreskarte (!) ausgeteilt, mit der ich „immer an Feiertagen für das Eis drei Euro weniger“ bezahle. Das ist natürlich wahnsinnig praktisch, sage ich. „Wenn ich eine Sorte um 50 Cent kaufe, bekomme ich dann von euch 2,50 Euro dazu?“ (Auch kein Witz, der gut ankam, übrigens.)

Insgesamt aber muss ich sagen: Die Sauerei nach der Schneeschmelze war überschaubar, dafür waren die Kinder mehrere Stunden bestens gelaunt beschäftigt. Wenn also Wien wieder einmal im Schnee versinkt: Nehmen Sie ruhig ein, zwei Kilo für die Kinder mit nach Hause. Sie werden einen ruhigen Nachmittag haben. Und Ihre Kolumne schreibt sich auch wie von selbst. In diesem Sinne: Einen schönen zweiten Advent!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.