Mein Freitag

Das Baguette, oder: Hat jemand ein Meerschwein?

(c) REUTERS (ERIC GAILLARD)
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Schwarzbrot wird im französisch-österreichischen Haushalt hart. Das Baguette gewinnt dafür Preise.

Es ist natürlich der Klassiker in einem französisch-österreichischen Haushalt: Während Kaspressknödel und Kernöl, Bergkäse und Erdäpfelkas den Gourmetgaumen durchaus erfreuen, ist das mit dem Schwarzbrot so eine Sache. Weil die Methoden einfrieren und auftoasten bisweilen an ihre Grenzen stoßen, bleibt manchmal nur noch Brösel reiben (Schwarzbrotbrösel, naja), Taubenfüttern (wohl erst in einigen Jahrzehnten interessant) oder Haustierbesitzer finden, die ihr eigenes Brot nicht hart werden lassen (Meerschweinchen, irgendwer?).

Brotintegrationsverweigerung oder ganz einfach Geschmackssache: Der Monsieur liebt nun einmal sein Baguette. Ach, könnte er doch täglich pfeifend zum Bäcker radeln, um das duftende Ding in der Satteltasche, an blühenden Wiesen und an steinernen Bauernhäusern vorbei, nach Hause zu fahren. Klischee? So gesehen in der Bretagne. Wenn da nicht gerade jemand fürs Casting der französischen Tourismuswerbung geübt hat.

Um ihr Brot machen die Franzosen jedenfalls einiges Tamtam. Und manches könnte man sich auch abschauen: die Kür des besten Baguettebäckers etwa, der jeweils ein Jahr lang den Elyséepalast mit Brot beliefern darf. Warum keinen Präsidentenbäcker küren, der die Hofburg mit seinen Schwarzbrotlaiben, Semmerln oder Salzstangerln beliefern darf? Das würde nämlich einmal die Arbeit unterstreichen, die gutes Brot macht.

Unlängst wurde von einer zugegebenermaßen voreingenommenen Jury jedenfalls das Baguette aus dem eigenen Ofen zum besten Ottakrings gekürt. Trotz einiger Rezeptreformen kommt man beim Selbermachen am frühen Aufstehen aber nicht vorbei. Umso besser, dass es inzwischen in Wien den einen oder anderen Bäcker gibt, der ganz gutes Baguette macht, Stichwort Bäckerstraße. Auch, wenn der Weg dorthin nicht von Wiesenblumen gesäumt ist.

E-Mails an: bernadette.bayrhammer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2018)

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