Mein Dienstag

Fahrrad im Schnee

Radfahren im Winter
Radfahren im Winter(c) Clemens Fabry
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Wir Fahrradfahrer gehören derzeit, im Winter, zu einer Minderheit, aber uns hält halt fast kein Wetter ab.

Unlängst hat ein zweitägiger Schneeregen Matsch und Ungemütlichkeit auf die Wiener Straßen geklatscht, da habe ich das Rad ausnahmsweise stehen lassen und auf dem Weg zur U-Bahn ein paar Hartgesottene gesehen, die selbst bei diesem Mistwetter fuhren, das fand sogar ich hochgradig verrückt. Und gefährlich! An einem dieser Tage kann ich beobachten, auf dem Weg in den Supermarkt, wie ein Radfahrer völlig schwachsinnig um die Kurve fährt, nicht abbremsen kann und in eine andere Radfahrerin reinknallt, die gerade an der Ampel steht und quer auf die matschige Straße fällt. Ich bekomme mit, dass sie offenbar keine Verletzungen davonträgt, dass die beiden sich laut anschimpfen, mit melodramatischen Bewegungen ihre Räder untersuchen. Auf meine Frage, ob alles in Ordnung sei, reagieren beide nicht. Also gehe ich, und ich denke mir, das kann kein gutes Ende nehmen, ist doch klar. Aber als ich nach dem Einkauf wieder um dieselbe Ecke biege, sitzen die beiden allen Ernstes innig schmusend auf der verschneiten Bank, als hätte Monet sie gemalt, als hätte Rosamunde Pilcher das Drehbuch geschrieben (mit einer ziemlich dämlichen Rolle für mich: „Alles in Ordnung? Hallo? Okay, dann gehe ich.“).

Seltsame Dinge geschehen, wenn man mit dem Rad durch die Stadt fährt. Im ersten Bezirk passiert es mir, dass ein Autofahrer, der gerade geparkt hatte, die Tür aufreißt, als ich vorbeifahre, und einmal über die Autotür geflogen, liege ich mitten auf der Straße, nur dumpfe Geräusche wahrnehmend, nicht verstanden habend, was gerade vorgefallen ist. Der Kopf schmerzt, mehrere Leute fragen mich offenbar, ob ich sie hören könne. Ich will nicken, aber das geht nicht, also öffne ich die Augen, und sehe vier Gestalten, wie sie sich über mich beugen. Einer ist Darth Vader, die andere eine Prinzessin im rosa Kleid, und noch zwei clowneske Figuren. Ich frage sie: „Bin ich schon tot?“ „Wir sind wirklich verkleidet!“, sagt die Prinzessin. Das ist mir echt passiert, und diese Helfer hatten einen richtig guten Auftritt, Rosamunde!

E-Mails an:duygu.oezkan@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2018)

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