Ein Tanz am Rad

Zu Gast im „SuperCycle“-Studio im 7. Bezirk in Wien.
Zu Gast im „SuperCycle“-Studio im 7. Bezirk in Wien.(c) Sigrid Mayer
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Es ist 7.30 Uhr morgens und ich stehe in einer Disco: Der Bass dröhnt, die Ventilatoren surren und die Discokugel glitzert.

Es ist fast völlig finster. Nur drei kleine elektrische Kerzen und ein Neon-Schriftzug spenden in dem schwarz ausgemalten Raum etwas Licht. So sieht man zumindest die kleine Bühne. Dort dreht Pauline am Mischpult und ruft in ihr Headset: „Three, two, one.“

Dann geht es wieder los. Ich trete in die Pedale meines Spinning-Rades. Ich habe in dieser Disco nicht ausgedehnt gefeiert, sondern schon früh morgens trainiert und „Super Cycle“ ausprobiert (www.supercycle.at). Der Sporttrend, in Nachtclubatmosphäre auf der Stelle Rad zu fahren, kam aus New York, Washington und Los Angeles nach Europa und ist vor wenigen Jahren nach Österreich herübergeschwappt. In Amerika hat „Soul Cycle“, wie es dort heißt, viele Prominente, darunter Michelle Obama and Ivanka Trump, begeistert. Mich hat das 60-minütige Training zuerst einmal völlig gefordert.

Hier wird nicht einfach Rad gefahren. Hier wird am Rad getanzt. Fast die ganze Stunde trete ich im Stehen in die Pedale. In unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Immerhin gilt es ständig im Takt der Musik zu bleiben. Pauline legt Hip-Hop auf und gibt „Three, two, one“ von ihrem Rad aus Anweisungen auf Englisch. Während ich die Beine auf und ab bewege, lehne ich mich auf den Lenker nach vorne und mache „Push Ups“, also Liegestütze – und zwar viele. Wir wollen, sagt Pauline, den nächsten Berg erklimmen. Deshalb wird der Tret-Widerstand nach oben gedreht. Es wechseln sich „Push Ups“, bei denen man sich nach vorne lehnt, und „Tap Backs“, dabei geht es zurück, ab. Hinsetzen gibt es (fast) nicht. Zwischendurch „Freezed“ man. Man tritt also in Zeitlupen-Geschwindigkeit. Das fordert die Muskeln besonders. Nach zwei Bergetappen kommen die Hanteln zum Einsatz. Mit diesen werden Kräftigungsübungen für die Arme gemacht. Dabei würde man bei diesem unglaublich anstrengenden Training lieber ein Handtuch in den Händen halten, um die vielen Schweißperlen abzutropfen, aber das wird beim Tanzen in der Disco ja gewöhnlich auch nicht gemacht.

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2018)

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