Cruise Control

Tom Cruise
Tom CruiseAPA/AFP/ANTHONY HARVEY
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Tom Cruise ist sich in seinen Filmen für nichts zu schade. Und deswegen seit 30 Jahren der Größte.

In „Mission: Impossible – Fallout“ (ab 2. August im Kino) springt Tom Cruise aus einem Flugzeug in 10.000 Metern Höhe, um die Verfolgung des kurz vor ihm abgesprungenen Henry Cavill (genau: Superman) aufzunehmen. Immer so gefilmt, dass man ihn erkennt. Weil für den zweiminütigen Sprung täglich nur drei Minuten kurz vor Sonnenuntergang zur Verfügung standen, wurde er ein Jahr lang geplant und 106 Mal wiederholt, bis man drei brauchbare Aufnahmen hatte. 106 Sprünge aus einem Jet, um einer Szene die größtmögliche Authentizität zu verleihen. Chapeau, Tom Cruise.

Beinahe all seine Stunts selbst auszuführen ist aber nur einer der Gründe, warum Cruise der größte Filmstar der Welt ist und medial inszenierte Skandale wie etwa seine Trennung von Katie Holmes oder seine Mitgliedschaft bei Scientology seiner Karriere nichts anhaben können. Ein weiterer ist seine einzigartige, absolut fehlerlose Rollenauswahl. Er dreht praktisch keine schwachen Filme. Selbst die teuren Actionspektakel wie „Mission: Impossible“, „Edge of Tomorrow“ und „Minority Report“, die für die breite Masse produziert werden, um die Kosten wieder einzuspielen, vergessen nicht auf eine plausible Handlung und sind vielschichtiger als vergleichbare Genre-Streifen. Die kleineren Filme wie „Von Löwen und Lämmern“ und „Magnolia“, die Cruise zwischen seinen Blockbustern einstreut, sind sowieso Cineasten-Leckerbissen. Und erreichen ein viel größeres Publikum, als sie es ohne ihn tun würden.

Cruise produziert im Übrigen die meisten seiner Filme selbst mit und arbeitet fast nur mit vertrauten Regisseuren zusammen – in der Branche auch „Cruise Control“ genannt. Mit dem Ziel, anspruchsvolle Filme zu drehen und dennoch ein weltweiter Megastar zu bleiben. Dieses Kunststück gelingt nicht vielen. Schon gar nicht über einen Zeitraum von 30 Jahren. Das schafft nur jemand, der für seinen Job brennt. Wie gesagt: 106 Sprünge aus einem Flugzeug für zwei Minuten Film.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2018)

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