Von brennenden U-Bahnen und freundlichen Berlinern

(c) Getty Images (Andreas Rentz)
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Wie lang fliegt man in Berlin von einem Airport zum anderen? Und warum weiden hier Kühe?

In Berlin funktioniert alles ein bisschen anders, nämlich meistens gar nicht. Währenddessen sind aber alle Beteiligten zumindest ziemlich freundlich, was mich ein bisschen irritiert, nachdem eigentlich jeder über die grantigen Berliner schimpft (angeblich sind sie ja schlimmer als die Wiener). Zum Beispiel im Sommer, als die Stadtregierung höflichst darum bat, die Bäume vor der eigenen Haustür einmal die Woche zu gießen. Die Wasserwerke würden es allein nicht schaffen.

Als jemand, der in Italien aufgewachsen ist, kann ich ja mit dem einen oder anderen Versagen umgehen, zum Beispiel des Zugverkehrs (nicht einmal die Freiheitlichen können mir in dem Punkt widersprechen, dass Südtirol Italien ist). Manche Entschuldigungen dafür sind mir aber doch neu: „Leider hatte ein Bauer seine Kühe nicht im Griff. Die ganze Herde weidet jetzt im Gleisbett“, hieß es in einem ICE nach Berlin, erzählt mir Twitter. Die U-Bahn, die ich letztens nehmen wollte, fuhr zwar, allerdings nur rauchend an mir vorbei. Durchsage in der Station: „Wie Sie gesehen haben, hat der Wagen gebrannt. Es kommt leider zu längeren Wartezeiten.“

Der „Tagesspiegel“ sammelt besonders liebevoll Skurrilitäten aus den Berliner Öffis – wie die S-Bahn, die einfach falsch abbog und in einem anderen Endbahnhof ankam. Der Fahrer? „Liebe Fahrgäste, ick kann ihnen auch nich sagen, was hier gerade Phase ist, aber ick bin dran.“ Und unlängst ist ein Flieger verspätet aus Berlin Tegel gestartet und konnte dann wegen des Nachtflugverbots nicht in Zürich landen. Das erfuhr der Pilot leider erst nach einer Weile, er kam eineinhalb Stunden später wieder in Berlin an. Allerdings in Schönefeld – dem zweiten Flughafen am Stadtrand.

Wenn Sie mich also suchen, ich kann nicht weit sein. Bäume gießen, vielleicht. Oder U-Bahnen.

E-Mails an: iris.bonavida@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2018)

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