Off-Piste

Skifahrabenteuer im weißen Abseits

Hochalpine Kulisse und Info-Tafeln mit den wichtigsten Infos für einen Ausritt von der Piste.
Hochalpine Kulisse und Info-Tafeln mit den wichtigsten Infos für einen Ausritt von der Piste.Marco Freudenreich / QParks
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Bekannt ist das Tiroler Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis normalerweise als Familiendestination. Doch auch Abenteuerlustige kommen hier auf ihre Kosten: von der ersten Spur im Tiefschnee bis hin zu Skitouren in abgelegene Gegenden.

Den Erzählungen der anderen Skifahrer hatte man keinen Glauben geschenkt und sie in der Kategorie Skifahrerlatein verbucht: Was soll so toll sein am Ziehen der eigenen Spur? Die Erste zu sein im tiefen Weiß? Zu sehr klingt es nach eitlem Sportlergehabe oder archaischen Territorialmarkierungsritualen. Doch dann ist man mit Skilehrer Stefan Schütt im Tiroler Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis gelandet. Schütt ist 30 Jahre alt, trägt einen rotblonden Dreitagebart und hat ein sonnenverbranntes Gesicht (das muss wohl so sein, bei 2000 Sonnenstunden im Jahr). Im Sommer ist er Hirte und im Winter Skilehrer und scheint jeden Gipfel auf dem Bergplateau beim Namen zu kennen. Der junge Mann im roten Skianzug hat erklärt, was man beim Fahren im Tiefschnee beachten sollte: Unbedingt breite Ski anschnallen, sogenannte Fat Boys, die nicht tief im Schnee einsinken.

Beide Beine belasten, vor der Kurve ruckartig aufrichten, nur keine Rückenlage. Und: Niemals ohne Sicherheitsausrüstung wie Lawinenverschüttetensuchgerät und Lawinenrucksack, im unbekannten Gelände immer mit Guide. Alles klar? Ja. Aber wird es klappen? Ein Bogen ist geschafft, und dann noch einer. Nach ein paar Schwüngen findet man den Rhythmus. Beine und Hüfte sind im Dauereinsatz. Nur die Skispitzen lugen aus dem Tiefschnee, dennoch fühlt es sich an, als würde man über dem Weiß schweben. Ein fast meditatives Erlebnis in absoluter Stille, nur der Pulverschnee rauscht leicht. Wenn man unten angekommen ist und sich umschaut, sieht man sie: die eigene Spur. Und spürt doch tatsächlich diesen Stolz, für den man vorher nur ein ironisches Lächeln übrig hatte.

Serfaus-Fiss-Ladis bei Nacht
Serfaus-Fiss-Ladis bei NachtAndreas Kirschner

Off-Piste, Freestyle, Powdern: Das alles sind Begriffe für das gute alte Tiefschneefahren. Der Wintersportort Serfaus, gelegen auf 1427 Metern im Oberen Inntal, ist eigentlich als Familienskigebiet bekannt. Mehr als 200 Kilometer Pisten bieten Fahrerlebnis für alle Niveaus. Kinderwelten, Funparks und Attraktionen wie die Riesenschaukel Skyswing oder der Fisser Flieger, ein Fluggerät, das auf einem Stahlseil über die Alm rauscht, gibt es ebenso wie kulinarische Überraschungen in Skihütten, etwa im Restaurant Monte Mare im Serfauser Skigebiet Masner oder in der Zirbenhütte bei Fiss auf 2100 Metern. Doch auch in dem Skiort geht es immer mehr ums Abseits: Angebote abseits der Masse an Skifahrern, bedarfsgerecht für jeden Einzelnen. So hat man in den letzten Jahren in den Ausbau von schwarzen Pisten investiert und die Skirouten ausgeweitet, nicht präparierte Pisten ohne alpine Gefahren. Für sicheres Abenteuer gibt es Aktionen wie „Die Erste Spur“, eine Frühmorgenabfahrt hinter der Pistenraupe. Oder aber man erlebt den Sonnenuntergang im Skigebiet Masner bei einem exklusiven „Sunset Dinner“ mit. Heimwärts geht es im Kettenfahrzeug in kohlrabenschwarzer Nacht. Wer den sportlichen Kitzel sucht bucht eine Skitour oder einen Off-Pisten-Tag. Skilehrer Schütt rät eindringlich von Alleingängen ab. „Im freien Gelände muss man Ahnung haben“, sagt er. „Nur eine geschulte Person erkennt, auf welchem Hang das Risiko möglichst gering ist.“ Ein Vorteil der Serfauser Off-Pisten-Angebote ist, dass es hier im Tiefschnee nicht so überlaufen ist wie in anderen Destinationen.

Zirbenduft und offenes Feuer

Einen Geheimtipp gibt es auch für die Abendgestaltung abseits der gediegenen Restaurants auf der Dorfstraße: die urige Gaststätte Madatschen am Ortsende von Serfaus. Hier wird man mit einem Zirbenschnaps empfangen (überhaupt duftet es in Serfaus fast überall nach Zirbe), und in der Stube grillt der Hüttenwirt höchstpersönlich das Fleisch auf offenem Feuer. Neben ihm spielt ein rüstiger Ziehharmonikaspieler Volkslieder. Wirt Lukas Geiger, ein kauziger Mittvierziger mit Schnurrbart, lebte mehr als 20 Jahre lang in den USA und stellte dort in Handarbeit Gewehre her. Interessierten zeigt der Büchsenmacher in seiner Werkstatt zwischen ausgestopften Tieren, Pin-up-Girls und Wildwest-Erinnerungsstücken seine wertvollsten Stücke. Natürlich ungeladen. Ein Abend in diesem Gasthof ist wie Skifahren jenseits der präparierten Piste: kalkuliertes Risiko – und beste Unterhaltung.

Frühlingsskifahren

Info beim Tourismusverband Serfaus-Fiss-Ladis: Skigebietsstatus, Angebote und Buchungsinformation: www.serfaus-fiss-ladis.at

Hoteltipp: Entspannung im luxuriösen Riesen-Spa und exquisite Küche bietet die rustikale Wellness-Residenz Schalber in

Serfaus:www.schalber.com

Skischule: Die Skischulen Serfaus
und Fiss-Ladis bieten neben Kursen für alle Niveaus auch Off-Pisten-Abenteuer und

Skitouren:www.skischule-serfaus.com

Compliance-Hinweis: Die Reise wurde vom TVB Serfaus-Fiss-Ladis unterstützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 4.3.2017)

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