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Friedliche Nutzung im einst militärischen Umfeld: Das Mannschaftsgebäude der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne in Stockerau mutiert zum exklusiven Eigenheim.

Wie viele militärische Objekte war auch sie in den letzten Jahren auf Sinn- und Käufersuche: Etliche Jahre stand die 2006 von der Sivbeg veräußerte Prinz-Eugen-Kaserne in Stockerau leer. Langsam füllt sie sich mit Leben: Das mächtige Hauptgebäude wurde gerade aufwendig saniert und nennt sich heute „Unter den Linden 30“. Die ehemalige Offiziersvilla ist bereits seit einiger Zeit bewohnt. Und auf den Exerzierplätzen und Flächen, auf denen einst kleinere Objekte und eine Reithalle standen, wuchs eine größere Zahl an Wohnungen – Gefördertes, Genossenschaftliches, frei Finanziertes unterschiedlicher Optik und Intention, zumal nach der Erstellung des Masterplans die 69.000 Quadratmeter in etliche Parzellen filetiert und an unterschiedliche Bauträger verkauft wurden. Nur der namensgebende Lindenhof harrt noch der Restaurierung.

Große Raster

Das markanteste Objekt, das denkmalgeschützte Mannschaftsgebäude, ein historistischer Bau mit Mittelrisalit, Trophäenportal und pavillonartigen Nebentrakten, strahlt in frischem Hellgrau. Es stammt aus dem Jahre 1898, der Entwurf von Max Conrad Kropf. Wenig erinnert noch an die frühere Nutzung, denn die charakteristischen langen Gänge – Schlafsäle und Bürostuben links und rechts – fehlen oder wurden gekappt. „Wir haben die meisten Wohnungen durch das Gebäude gesteckt“, erklärt Egon Probst, Geschäftsführer des Projektentwicklers Homebase, einer Tochter der PBE.

Typologisch unterscheide sich das Gebäude auch gar nicht so sehr von einem kleinen Schloss, erklärt Architektin Doris Kutscher von „the sopht loft“, das den Umbau geplant hat. „Es weist eine komplett andere Struktur als ein Zinshaus mit seinen fünf mal fünf Meter großen Zimmern auf.“ Hier sei die Dimension größer, das System der tragenden Mauern weiter, sodass man Zwischenwände herausnehmen und Appartements schaffen konnte, in denen Wohnbereiche und -funktionen fließend ineinander übergehen. „Die schwierigste Aufgabe war wohl, in dieser Struktur die optimale Lösung für Wohnzwecke zu finden“, meint Probst, der ursprünglich größere Grundrisse im Sinn hatte. Nunmehr aber variieren die Layouts dieser 30 exklusiven Einheiten zwischen 50 und 190 Quadratmetern, wobei Letztere einen Einzelfall darstellt. Diese Wohnung befindet sich an einer Gebäude-Ecke, verfügt über eigene Zufahrt und Gartenanteil mit einer ausladenden, erhöhten Terrasse. „Sie funktioniert fast wie ein Haus im Haus“, meint Kutscher.

Obwohl der militärische Paradebau substanziell in gutem Zustand war, musste er komplett entkernt werden. „Der spannendste Moment ist immer der, wenn alles ausgeräumt ist und die Wahrheit zum Vorschein kommt,“ sagt Kutscher. Und da war doch einiges, was Überraschungen hätte bergen können – abgehängte Decken etwa, unter denen sich noch viel höhere Wände, kleine Gewölbe und Rundbögen verbargen. In den Decken finden sich, schildert die Architektin, auch so ziemlich alle Konstruktionsspielarten, die man um die Jahrhundertwende kannte. Um technisch auf die Höhe der Zeit zu kommen, mussten sämtliche Leitungen ersetzt werden. Und statt der verschwindend kleinen Türen finden sich jetzt wieder hohe massive darin, ohne dass hier auf Nostalgie gemacht wird. Lifte erschließen die drei Stiegenaufgänge. Flächenreserven liegen noch auf den Dachböden, vorbereitet.

Stützpunkt an der Donau

Ein ehemaliges Kasernen- als Wohnareal zu entwickeln ist langwierig und kostenintensiv. Es sind daher meist private Konsortien und nicht Kommunen, die am meisten für diese sukzessive frei gewordenen Sonderimmobilien bieten und in sie investieren können. Einige Jahre beanspruchte die Entwicklung des Stockerauer Areals. Ein anderes Projekt könnte schneller in die Gänge kommen, auch an diesem ist Probst beteiligt: In der Wiener Admiral-Tegetthoff-Kaserne an der Donau nahe des Kuchelauer Hafens sollen im Hauptgebäude aus den 1930er-Jahren 16 Luxuswohnungen entstehen, größer als in Stockerau mit 130 bis 250 m2. Baubeginn ist 2014, ein Finale ist im Frühjahr 2016 geplant. „Eine Ruhezone“, sagt Probst. Und Platz für eine friedliche Flotte in der ehemaligen Marinekaserne.

KASERNEN-PARADE

Bezugsfertig: Exklusive Wohnungen im ehemaligen Mannschaftsgebäude der Prinz-Eugen-Kaserne in Stockerau, heute Projekt „Unter den Linden 30“. Quadratmeterpreis knapp unter 3000 €. www.udl30.at, www.pbe.at

In Entwicklung: Das Areal der Admiral Tegetthoff in 1190 Wien. Im Bestandsbau sind Luxuswohnungen geplant.

Zu verkaufen:Biedemann-Huth- Raschke-Kaserne in 1140 Wien. 12.000 m2, geeignet für Wohnbau. Mindestkaufpreis: 7,18 Mio. € www.sivbeg.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2013)

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