Seit in Colorado Marihuana verkauft wird, reißen sich Spekulanten um Anteile an Firmen mit Bezug zur Cannabis-Pflanze.
Marihuana-Aktien befinden sich in einem regelrechten Rausch-Zustand. Seit Colorado als erster Bundesstaat in den USA den Verkauf von Marihuana als Genussmittel legalisiert hat, reißen sich Spekulanten um Anteile an Unternehmen mit einem Bezug zur Cannabis-Pflanze. Nach Einschätzung von Bruce Perlowin, Chef von Hemp Inc. - das seit Jahresbeginn auf ein Kursplus von rund 104 Prozent kommt - suchen die Anleger nach "dem nächsten Microsoft". Robert Frichtel, dessen Firma Advanced Cannabis Solutions seit Veröffentlichung eines Quartalsumsatzes von sage und schreibe 455 Dollar um 144 Prozent zugelegt hat, macht "Euphorie" für die teils massiven Kursgewinne verantwortlich.
"Die Nachfrage nach Marihuana ist unersättlich", sagt Perlowin, der einst wegen Schmuggels hinter Gittern saß. Er hat im vergangenen Monat die Ausgabe von 12 Millionen Aktien des in Las Vegas ansässigen Unternehmens beantragt, auch wenn der Marktwert 99,97 Prozent unter dem des weltgrößten Software-Herstellers liegt. "Das ist der Rummel um die Geburt einer neuen Branche."
Branche bis zu 45 Mrd. Dollar schwer
Colorado ist seit dem Neujahrstag der erste Bundesstaat in den USA, in dem Marihuana an Personen ab 21 Jahren frei verkauft werden darf. Achtzehn Staaten und Washington, D.C., erlauben den Gebrauch von Marihuana zu Therapiewecken und elf lassen den Verkauf über Ausgabestellen zu, wie die National Conference of State Legislatures in Denver mitteilte. Die nationale Legalisierung könnte Bloomberg Industries zufolge womöglich eine bis zu 45 Milliarden Dollar schwere Branche schaffen.
Bei manchen Unternehmen aus dem Bereich stieg der Kurs seit Jahresanfang um 100, 400 oder sogar 1700 Prozent an. Solche Kursgewinne können bei den Anlegern schon für glasige Augen sorgen. Doch es gibt auch skeptische Stimmen unter den Experten, die zur Vorsicht ermahnen. "Die Menschen flippen aus. Sie denken, sie haben den Heiligen Gral gefunden und recherchieren nicht", sagt Frank Ingarra, leitender Händler von NorthCoast Asset Management LLC in Greenwich, Connecticut. "Es könnte ein oder zwei geben, die überleben, aber bei solchen Verrücktheiten haben sich schon viele Leute die Finger verbrannt. Der Durchschnittsinvestor sollte sich das doppelt überlegen."
Warnung vor Betrügern
Die Finanzaufsicht Financial Industry Regulatory Authority warnte die Anleger im August vor womöglich betrügerischen Anbietern von Aktien im Zusammenhang mit Gras und verwandten Dienstleistungen. Schwindler würden die Aktien erst anpreisen und dann im Rahmen eines so genannten "Pump-and-Dump‘‘-Betrugs verkaufen, hieß es in der E-Mail. Firmen wurden nicht genannt. Experten raten: Anleger sollten besonders dann aufpassen, wenn die Führungskräfte bereits im Gefängnis waren.
(Bloomberg)