Jedes Jahr Chance auf Rückzahlung

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Bei Expresszertifikaten hat man jedes Jahr die Chance auf vorzeitige Rückzahlung plus hohe Zinsen. Oder man muss sich ein weiteres Jahr gedulden. Im schlimmsten Fall erhält man weniger zurück, als man einbezahlt hat.

Wien. Das Aufspüren des richtigen Zeitpunkts ist das Um und Auf, um beim Wertpapierhandel erfolgreich zu sein. Das Problem: Es ist nahezu unmöglich, zuerst den perfekten Einstiegs- und dann auch noch den besten Ausstiegszeitpunkt zu finden. Denn auch wenn man recht hat mit seiner Einschätzung, dass ein bestimmtes Wertpapier aussichtsreich oder überbewertet ist, bedeutet das noch lange nicht, dass der Markt dieser Einschätzung auch sofort Folge leistet.

Man kann dem Markt aber mehrere Chancen geben, etwa mit Expresszertifikaten. Dabei kauft man ein Wertpapier, das für gewöhnlich relativ hohe Zinsen abwirft. Basiswert ist ein Index oder eine Aktie. Im Fall eines von der Erste Group emittierten Papiers (AT0000A1TB18) mit Restlaufzeit bis 28. Februar 2022 handelt es sich beim Basiswert um die Voestalpine-Aktie. Diese wurde zuletzt um knapp 40 Euro gehandelt. So teuer war sie nicht immer: Vor etwas mehr als einem Jahr, als die Angst vor einer Konjunkturflaute in China die Börsen und mit ihnen auch das Papier des Stahlerzeugers einbrechen ließ, kostete die Aktie zeitweise weniger als 25 Euro.

Wer ein Expresszertifikat erwirbt, sollte grundsätzlich eine positive Erwartung für die zugrunde liegende Aktie haben. Im konkreten Fall erhält man nach einem Jahr 8,25 Prozent Zinsen, wenn die Voestalpine-Aktie zu diesem Zeitpunkt über 39,8 Euro notiert. Wenn nicht, muss man sich ein weiteres Jahr gedulden und erhält dann den doppelten Kupon.

Hoffen auf das nächste Jahr

Somit hat man jedes Jahr die Chance auf eine vorzeitige Rückzahlung samt Kupons. Sollte die Aktie bis 2022 an keinem der Stichtage mehr als 39,8 Euro kosten, erhält man dennoch sein Geld zurück plus die Kuponzahlungen von fünf Jahren (in Summe 41,25 Prozent) – sofern die Aktie dann mehr als 25,87 Euro kostet. Sollte sie nicht einmal diese Vorgabe schaffen, muss man sich auf Verluste einstellen. Wie bei allen Zertifikaten trägt man auch bei Expresszertifikaten ein Emittentenrisiko. Sollte die Bank, die das Zertifikat ausgegeben hat, pleite gehen, kann man sein gesamtes Geld verlieren.

Noch drei Jahre und vier Monate Restlaufzeit (bis 30. Juni 2020) hat ein entsprechendes Zertifikat der HVB mit der BASF-Aktie als Basiswert. Die Aktie des deutschen Chemiekonzerns hat in den vergangenen Monaten deutlich angeschoben und schaffte zuletzt den Sprung über 90 Euro. Wer glaubt, dass sie in diesen Gegenden zumindest verharren wird, kann ein entsprechendes Papier (ISIN: DE000HVB2A76) kaufen. Während der Laufzeit hat man drei Mal die Chance auf eine vorzeitige Rückzahlung und einen Kupon von 4,40 Prozent (oder 8,80 oder 13,20 Prozent), wenn die BASF-Aktie zum jeweiligen Stichtag nicht unter 87,36 Euro notiert. Am Laufzeitende bekommt man sein Geld zurück plus die 13,2 Prozent, wenn die BASF-Aktie nicht weniger als 61,15 Prozent kostet. Andernfalls erfolgt die Rückzahlung in BASF-Aktien – man verliert also Geld.

Bei leichtem Optimismus

Expresszertifikate eignen sich für Anleger, die damit rechnen, dass ein bestimmter Basiswert stagnieren oder leicht steigen wird. Wer glaubt, dass der Kurs seinen Zenit bereits erreicht hat, sollte sowohl von der Aktie als auch den Expresszertifikaten auf die Aktie die Finger lassen. Wer hingegen erwartet, dass die Kursanstiege in den nächsten Jahren stark ausfallen werden, ist mit einem Investment direkt in die Aktie am besten dran. Denn mehr als den jährlichen Kupon – den man, sollte die Aktie im ersten Jahr schon steigen, auch nur einmal erhält – gibt es bei Expresszertifikaten nicht. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2017)

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