Oft agieren Märkte zu früh

Die Canary Wharf, der Finanzdistrikt in London: Diverse Bankenanleihen aus Europa erwecken wieder Gefallen.
Die Canary Wharf, der Finanzdistrikt in London: Diverse Bankenanleihen aus Europa erwecken wieder Gefallen.(c) APA/AFP/BEN STANSALL
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Wenn die falschen Leute vorab Bescheid wissen, sorgen wirtschaftliche Daten schon vor ihrer Veröffentlichung für Bewegung.

Wien. Es steckte wohl keine böse Absicht dahinter, und doch hat Donald Trump eine wichtige Regel gebrochen. Stets an einem Freitag, exakt um 8:30 Uhr, veröffentlicht das US-Arbeitsministerium die aktuellen Arbeitsmarktzahlen. So auch diesen Monat, die Beschäftigung ist gestiegen, die Arbeitslosenquote auf 4,7 Prozent gesunken. „GREAT AGAIN“ schrieb der Präsident um 8:41 auf seiner Lieblingsplattform Twitter. Das Problem: Seit 1985 gibt es eine Direktive, die es Staatsorganen mit Ausnahme der Angestellten des veröffentlichenden Ministeriums verbietet, Indikatoren binnen einer Stunde nach Publikation zu kommentieren. So lange stehen vorab festgelegte Statistiker für Erklärungen zur Verfügung, ehe die gesamte politische Schar munter drauflos kommentiert. So sollen vermeintlich ungerechtfertigte Marktbewegungen vermieden werden. Schließlich zählen die Arbeitslosenzahlen zu jenen Indikatoren, die innerhalb von Sekunden die wichtigste Währung, den US-Dollar, um mehrere Prozentpunkte bewegen können.

Keine Lappalie

Natürlich hat Trump mit seinem simplen Kommentar weder eine Rallye noch einen Kurssturz ausgelöst. Wahrscheinlich hat er einfach nicht an die Direktive gedacht und wollte schlicht seinem Mitteilungsbedürfnis nachkommen. Eine Lappalie ist das für viele Marktbeobachter trotzdem nicht. Man muss wissen: Das Weiße Haus erhält die Zahlen schon einen Tag früher. Und die Extrastunde Schweigepflicht soll auch dazu dienen, dass niemand auf die Idee kommt, die Daten gar vor Veröffentlichung zu kommunizieren.

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