Glosse

Kein Literaturnobelpreis - das war längst fällig

Es hat einige Vorteile, dass der Literaturnobelpreis heuer ausfällt. Und verschärft die Quotenfrage.

Mehr nach einem Kolportageroman als einem Shakespeare'schen Königsdrama sieht aus, was da in den vergangenen Wochen in Stockholm passiert ist: Wirbel um sexuellen Missbrauch und Korruption, interne Machtkämpfe und Intrigen – ausgerechnet bei den (so heißt es doch schon bei Kafka) „hohen“ Damen und Herren von der Akademie, die vor fast 250 Jahren Schwedens damaliger König gründete. Nun fällt, seit Freitag ist es fix, auch noch der Literaturnobelpreis heuer aus.

Etwas Besseres kann gar nicht passieren. Längst war es fällig, das Ansehen der traditionsreichen, aber nichtsdestoweniger provinziellen Institution in der Welt auf ein realistisches Maß zurechtzustutzen. 18 Schweden sollen Richter über die Weltliteratur sein – Nobels Idee war immer schon kurios. Kein Wunder, dass sein Testament teils so kuriose Literaturnobelpreisträger hervorbringt. Klein ist in Wahrheit auch der Skandal, in den die Akademie verwickelt ist. Der Protagonist ist kein Akademiemitglied, gegen die Mitglieder selbst gibt es bisher keine schweren Vorwürfe. Nur die Ehre, die der Erfinder des Dynamits den „Aderton“ zudachte, lässt die Sache groß aussehen.

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