Gegengift

Ein Signal aus der spröden EU: Diesen Kuss der ganzen Welt.

Kommissionspräsident Juncker hat recht: Mehr Brüderlichkeit!

Am Freitag wird vom Freundeskreis Belletristik im Gegengift gern über Weltliteratur geredet. Diesmal fiel unsere Wahl auf Leo Tolstois „Auferstehung“. Eine Passage schien von erstaunlicher Aktualität – als wir über das Mysterium des Osterkusses stolperten. Die Love Story des Romans entwickelt sich dramatisch, nachdem in der Osternacht ein Gutsherr das Mädchen seiner Wahl küsste. Dreimaliges Herzen ist an sich ein orthodoxes Ritual der Verbrüderung, aber in missbräuchlicher Form führt es schnurstracks zu erotischen Verwicklungen, sogar zu Verbrechen und Strafe. Nur Gutwillige können aus dieser moralischen Geschichte herauslesen, dass es ein Happy Ending gibt. Man muss ja nicht gleich heiraten.

Hat sich Jean-Claude Juncker vom erkeuschten Tolstoi dazu anregen lassen, ein Revival solcher Küsse zu versuchen? Der EU-Kommissionspräsident ist bekannt dafür, Derartiges auf spitzendiplomatischer Ebene auszutauschen. Hierzulande fiel er soeben nur deshalb stärker auf, weil die Kontaktnahme den Wahlsieger aus Österreich traf und der fast noch neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz das präsidiale Angebot zu vermeiden suchte.

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