Islamophobie und Irrsinn

Die Reaktion auf den Mohammed-Film ist ein Offenbarungseid des Wahns.

Ein bedeutungsloser Mensch hat einen wertlosen Film gedreht. Das Machwerk ist mit islamfeindlichen Geschmacklosigkeiten gespickt. In Comic-Szenen wird der Prophet Mohammed auf primitive Weise beleidigt, die man am besten nicht im Detail darlegt. Mindestens ebenso wenig nachvollziehbar ist jedoch, wie diesen obskuren Schmarren jemand ernst nehmen kann. Und völlig verrückt wird es, wenn sich deshalb Massenproteste gegen die US-Botschaft in Kairo und das US-Konsulat in Bengasi richten, bloß weil ein Immobilienmakler in Kalifornien das Video fabriziert hat.

Wie verquer muss das Weltbild von Menschen sein, die so reagieren? Offenbar gehen diese Leute in ihrem Verschwörungswahn davon aus, dass die US-Regierung verantwortlich sein muss, wenn auf deren Territorium eine Privatperson mit Hang zu debiler Provokation ein Filmchen im Internet hochlädt. Die unverhältnismäßige Reaktion auf den irrelevanten YouTube-Käse zeigt, wie verunsichert, ja wie rückständig die radikalisierten Teile muslimischer Gesellschaften sind. Gefestigte Persönlichkeiten handeln anders.

Die ganze Episode wäre zum Lachen, wenn die Folgen nicht so traurig wären. Ein US-Botschafter und drei seiner Mitarbeiter mussten streben, weil Extremisten den Anti-Islam-Film nicht lustig fanden.

Perfekt machen dieses absurde Gewalttheater nur noch die politisch korrekten Islamisten-Versteher, die den Amoklauf als gerechte Empörung über „Islamophobie“ entschuldigen. Da gibt es nichts zu entschuldigen.

christian.ultsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2012)

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