Großbritannien agiert in der Datenaffäre wieder einmal als übereifriger Komplize der USA.
Nostalgie hin, Nostalgie her: Die ehemaligen britischen Kolonialherren rühmen sich stets ihrer speziellen Freundschaft zu den USA – ein Fundament der Außenpolitik Londons, gestählt in den Weltkriegen. Als Hardliner übertreffen sie oft den großen Bruder jenseits des Atlantiks. Zuweilen übertreiben sie es mit ihrer Loyalität: Im Zuge des Irak-Kriegs musste sich Tony Blair als George W. Bushs „Pudel“ Hohn und Spott gefallen lassen. Dabei sehen sich die Briten doch eher als Pitbull, der nicht nur kläfft, sondern auch zubeißt – so wie einst Winston Churchill.
In der Datenaffäre um den Aufdecker Edward Snowden haben sich die Downing Street und ihr Geheimdienst wieder einmal als übereifrige Komplizen Washingtons hervorgetan. Das Verhör des Lebensgefährten des US-Journalisten Glenn Greenwald auf dem Flughafen Heathrow überspannte schon den Bogen. Die plumpen Pressionen gegen den „Guardian“, das Enthüllungsorgan Snowdens, verstießen nun eklatant gegen die Pressefreiheit. Rätselhaft lediglich, warum der „Guardian“ dies nur beiläufig erwähnte und nicht an die große Glocke hängte. Offenbar, weil er den Pitbull nicht noch weiter reizen wollte.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2013)