Der Traum von einer Großschweiz

Die „Neue Zürcher Zeitung“ widmete sich gestern in ihrem Schweiz-Teil den „sinnstiftenden Phantasien einer Grossschweiz“, genau so geschrieben.

„Die Idee, das Schweizer Territorium mit einigen Provinzen und Bundesländern zu arrondieren, ist populär – vor allem auch im Ausland. Das ist Balsam auf alte Wunden der Schweizer, deren Sendungsbewusstsein stetig wächst“, hieß es da.

Welche Wunden? Dass die Schweiz fiskalpolitisch am Pranger stehe, so die „NZZ“. Oder dass die Amerikaner das Verhalten der Schweizer während des Zweiten Weltkriegs kritisiert hätten. Und der libysche Diktator Gaddafi habe einst dazu aufgerufen, die Schweiz zu zerschlagen. Für Österreich wären das keine Wunden, sondern feine Kratzer.
Es war auch von potenzieller Schweizer Ablehnung neuer Kantone wie Baden-Württemberg, Bayern, der Lombardei, Südtirol, Savoyen und dem Elsass zu lesen. Es wäre doch viel Freizügigkeit auf dem Arbeitsmarkt im neuen 40-Millionen-Land („NZZ“).

Neben logischen möglichen Kandidaten wie dem royalen Kanton Liechtenstein wurden auch exotische Neo-Schweizer genannt: Die Sarden hätten sich unter dem humorvollen Projektnamen „Canton Marittimo“ quasi beworben, zumindest hätten sich im Internet Inselbewohner in fünfstelliger Zahl der Idee angeschlossen.

Und natürlich wurde auf die Vorarlberger verwiesen, die 1919 mit großer Mehrheit für den Schweiz-Beitritt votierten, dort jedoch einen Korb erhielten.

Liebe Eidgenossen, Vorarlberg ist nicht mehr verhandelbar. Wirtschaftlich, landschaftlich, architektonisch und demokratiepolitisch können wir nicht darauf verzichten. Es handelt sich also quasi um die Schweiz Österreichs.

E-Mails an: rainer.nowak@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2014)

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