Muslime als Vorbild für Demokratie

Die Islamische Glaubensgemeinschaft hat eine neue Verfassung, die sich andere Glaubensgemeinschaften wünschen sollten.

Er hat es sich leichter vorgestellt, sagt Anas Schakfeh, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), zur „Presse“. Drei Jahre lang bekam man von ihm zu hören, dass die neue Verfassung der Vertretung aller österreichischen Muslime bald fertig sein und Neuwahlen bald anstehen würden. Dass es doch nicht so leicht wurde, liegt vor allem daran, dass die österreichische Bürokratie gerade bei der muslimischen Community ja nichts falsch machen wollte. Zu sehr steht gerade diese Gruppe im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit, jeder Anschein antidemokratischer Gesinnung zählt hier doppelt. Dementsprechend legte das für die Genehmigung zuständige Kultusamt jedes Wort auf die Goldwaage, wartete sämtliche offenen Klagen gegen die bestehende Führung ab, ehe es endlich grünes Licht gab.

Eine Präambel, in der sich die Muslime zu Demokratie und Rechtsstaat bekennen, eine neue Aufteilung der Gemeinden und eine komplexe Wahlordnung, die möglichst viele Moslems an der Basis zur Teilnahme motivieren soll – auf dieser formalen Ebene haben sich die Muslime bestens in die bürokratisierte österreichische Rechtsordnung eingefügt. Und bieten ihren Mitgliedern mehr an demokratischer Mitbestimmung als so manche christliche Kirche. Ob Österreichs Muslime dieses Angebot annehmen werden, ob manche mit derart demokratischen Regeln möglicherweise nicht viel anzufangen wissen, das steht auf einem anderen Blatt. (Bericht: Seite 21)


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2009)

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