Glosse

Rajoys Fehlkalkulation

Nach Monaten des leidenschaftlich und erbittert geführten Konflikts zwischen Separatisten und dem prospanischen Lager hätte die Regionalwahl in Katalonien eigentlich für klare Verhältnisse sorgen sollen.

Dies war jedenfalls das Kalkül des spanischen Premiers, Mariano Rajoys, eines kühlen Machttaktikers. Stattdessen ist das Gegenteil eingetreten: Die Situation in Barcelona ist verfahrener denn je, ein Kompromiss in weiter Ferne.

Der eine Wahlsieger, der katalonische Ex-Premier Carles Puigdemont, sitzt im Brüsseler Exil und wagt sich nicht in die Heimat zurück; der andere Separatistenführer fristet sein Dasein in einem Madrider Gefängnis; und die dritte – und eigentliche – Gewinnerin, Inés Arrimadas, die Führerin der prospanischen Kräfte, steht ohne Chance auf eine Mehrheit da.

Spanien taumelt in die Unregierbarkeit. Womöglich werden Katalanen und der Rest des Landes, von Rajoys konservativer Minderheitsregierung dominiert, in wenigen Monaten neuerlich zu den Urnen gehen. Die Spanier sind indes vorerst im Interesse für die Weihnachtslotterie „El Gordo“ und den „Clásico“ zwischen Real Madrid und Barcelona geeint.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2017)

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