Glosse

Und täglich grüßt der Donald

Freitagfrüh blickten die Frühstücksshows im US-Fernsehen auf das verschlafene Städtchen Punxsutawney im Herzen Pennsylvanias – und auf ein Murmeltier.

Unter Aufsicht der Honoratioren in Frack und Zylinder gab Phil – wie alljährlich am 2. Februar – ein Orakel über die Dauer des Winters ab, zumindest im Norden des Landes. In unseren Breiten ist das Ritual durch den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray bekannt, eine sanfte Satire über die Medienwelt und den American Way of Life.

Das Murmeltier war noch nicht aus seinem Bau geschlüpft, da schälte sich der Bewohner des Weißen Hauses indessen bereits aus seiner Decke. Donald Trump begann sein Tagwerk mit einem Tweet, einer Tirade gegen das Justizministerium und das FBI.

Und täglich grüßt der Donald– wie seit 378 Tagen als US-Präsident. Nicht nur den Amerikanern kommt es so vor, als würden sich die Tage in Endlosschleife wiederholen, als würde der Radiowecker sie aus einem Albtraum reißen. Einmal erscheint ihnen dann Stormy Daniels, der Pornostar, mit der Trump eine Affäre unterhalten haben soll, einmal First Lady Melania. Trump da, Trump dort.

Vielleicht sollten die Bürger in Punxsutawney ihr Murmeltier Donald taufen – wenigstens für die Dauer der Amtszeit Trumps.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2018)

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