Sehen wir es nüchtern: Eine Ex-Politikerin geht in die Wirtschaft und belastet das Gemeinwohl nicht mehr, indem sie Arbeitslose, Mindestsicherung oder einen künstlich geschaffenen öffentlichen Arbeitsplatz bezieht.
Noch nüchterner: Es ist begrüßenswert, wenn die Spitzenvertreterin einer Partei, deren Repräsentanten sich für edle Heilige halten, erkennt, dass Geld nicht stinkt und das Glücksspiel Teil unserer Kultur ist. So weit, so trocken.
Ähnlich wie SPÖ-Parteichef Alfred Gusenbauer zeigt Glawischnig, dass Haltung eine Frage des Lebensabschnitts ist. Wunderbar sind ihre Aussagen: Sie sei zwar für ein strengeres Glücksspielgesetz gewesen, aber man könne „unerwünschte gesellschaftliche Erscheinungen“ wie Spielsucht nicht „wegverbieten“. Genau, daher wollten die Grünen auch nie etwas „wegverbieten“. Und: „Die Industrie hat mich schon immer interessiert, ich wollte schon immer bei den ganz Großen dabei sein.“ Die kleinen Grünen haben knapp vor der Kärntner Landtagswahl Glück, dass Glawischnig nicht bei den Großen um Sebastian Kurz angeheuert hat. Schön auch: „Es ist sehr gut für ein Unternehmen, nicht nur Ja-Sager zu haben.“ Ein neuer Marsch durch die Institutionen zeichnet sich ab! Ab in die Atomkonzerne, zu Monsanto, zu Lockheed, ihr Grünen! Aber Schluss.
Der den Grünen wohl bekannte Bert Brecht sagte es so: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2018)