Glaubensfrage

Mini-Revolte: Laien wollen die Kirche (endlich) Franziskus-fit machen

Kein Aufbegehren der katholischen Laien, aber immerhin ein Lebenszeichen: Die offizielle Plattform, der Laienrat, überlegt Kirchenreformen. Zu früh kommt das nicht.

Revolutionärer Elan sieht anders aus. Aber allein das Faktum, dass und wie über Reformen in der katholischen Kirche Österreichs nachgedacht wird, muss anerkennend festgehalten werden. Wir sprechen von den aktuellen Aktivitäten des österreichischen Laienrats. Dieser hat erst am  Samstag in Wien Hietzing bei seiner Vollversammlung über ein neuneinhalb Seiten umfassendes Papier mit dem vorsichtigen Titel „Überlegungen zu Gegenwart und Zukunft der katholischen Kirche in Österreich“ beraten. Die Formulierungen sind alles andere als marktschreierisch, unspannend sind Bestandserhebung und Folgerungen der Überlegungen deshalb noch lange nicht.

Vorgaben des Papstes erfüllt?

So soll bis zur Übergabe eines Dokuments an die Bischöfe im Frühjahr diskutiert werden, wie weit die Kirche Österreichs eigentlich den Anforderungen ihres Oberhaupts entspricht. Ob deren Zustand mit dem, was Papst Franziskus vorgibt, übereinstimmt. Da sind Zweifel angebracht. Zweifel, die, wenn nicht alles täuscht, auch die Laienorganisation zu haben scheint.

Immerhin heißt es in dem an die ungefähr 100 Mitglieder des Treffens im Don-Bosco-Haus verteilten Arbeitspapier (das noch nicht beschlossen wurde!), es erscheine geboten, „dass es zu einem ernsthaften Überdenken der bisherigen Positionen kommt und Bemühungen um zunehmende Realisierung einer partizipativen Kirche auf allen Ebenen angestellt werden“. Daher wären „Initiativen wünschenswert, die zu einem engagierten Dialog zwischen Hierarchie und Gottesvolk führen“. Wünschenswert, in der Tat. Nur sollte die Tat auch folgen.

Nachrang für Priester-Zölibat

Das Ideal einer partizipativen Kirche zieht sich wie ein roter Faden durch das Arbeitspapier der Laienorganisation. Und wenn man es mutig allgemein verständlich formuliert (und hoffentlich nichts falsch verstanden hat), schreckt das Papier nicht einmal vor der Feststellung zurück, dass die Ermöglichung der Teilnahme an der Sonntagsmesse mit Empfang der Kommunion Vorrang vor dem Beharren auf den Zulassungsbedingungen für die Priesterweihe oder die Leitung von Eucharistiefeiern haben soll. Die Aufforderung des Papstes, „mutige Vorschläge“ zu machen, „ist aufzugreifen“.

Kleiner Einschub: Wer oder was ist eigentlich der Laienrat? Dieser führt außerhalb des Kreises seiner Mitglieder ein Schattendasein unterhalb jeder öffentlichen Wahrnehmung. Dabei ist er quasi, mit dem Segen der Bischöfe ausgestattet, die offizielle Vertretung aller Laienorganisationen. Immerhin sitzen hier Vertreter von so divergenten und auf beeindruckende Weise die Vielfalt des Katholischseins verkörpernden Gruppen wie „Wir sind Kirche“, Jungschar, Opus Dei oder Legio Mariae.

Die Laien, Träger so gut wie aller pfarrlicher Aktivitäten, geben also auch auf gremialer Ebene endlich ein Lebenszeichen. Keine Revolution, sicher nicht. Aber ein erster, ein überaus notwendiger Schritt.

dietmar.neuwirth@diepresse.co

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2018)

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