Glosse

„Hand Gottes“ im Auftrag des Teufels

Ganz so patriotisch ist Maradonas WM-Visite nicht.

Die Fußballgötter Lionel Messi und Cristiano Ronaldo sind ausgeschieden. Die „Hand Gottes“, Pardon: Diego Maradona, ist aber weiterhin bei der Fußball-WM dabei. Und, der Argentinier wird wohl bis zum Finale in Russland bleiben.

Denn ganz so patriotisch ist Maradonas WM-Visite nicht. Der 57-Jährige ist als Gast des Weltverbandes unterwegs. Ob gestützt, berauscht, schreiend, mit obszönen Gesten protzend oder wie ein Kleinkind weinend: Wo Maradona auftaucht, gibt es Entertainment.

Damit erfüllt er den Auftrag des Weltverbandes, der ihn dafür auch fürstlich bezahlt. 11.000 Euro pro Spiel soll Maradona einstreifen, damit er Show und Werbung, so der naiv-fromme Wunsch mancher Fifa-Bürokraten, für den Fußball mache. Dazu kommen 1700 Euro Taggeld. Kein Witz: Diesen Betrag erhält auch jede andere Fußballlegende, die der WM in Russland im Dienst der Fifa ihre Aufwartung macht.

Aber nicht Wladimir Putin bezahlt den Starauflauf, sondern Fifa-Präsident Gianni Infantino.

Altstars aus großen Fußballnationen sind Werbeträger, ihm stimmensichernde Botschafter. Dass Maradona rauchte, sich daneben benahm, auf Videos Saufgelage dokumentiert, es ist belanglos in diesem falschen Spiel. Wer die „Hand Gottes“ hofiert, wird geliebt, das ist Infantinos teuflisch simples Kalkül im Wahlkampf für die zweite Amtsperiode.

Dass ihn der Schweizer just bei der WM gestartet hat, zeigt Weitblick. Ob er Gottes Segen hat?

E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2018)

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