Die Frage, die sich nach dem Dopingskandal bei der Nordischen WM in Seefeld aufdrängt, ist die nach den Folgen.
Wer jahrzehntelang nie etwas von Doping und Betrug im eigenen Team gewusst, gehört oder gesehen hat, ist womöglich der falsche Mann an der Spitze der ÖSV-Führungsriege. Die Frage, die sich nach dem Dopingskandal bei der Nordischen WM in Seefeld nicht mehr nur stellte, sondern aufdrängte, war die nach den Folgen: Was muss beim Skiverband noch geschehen, ehe man sich von Markus Gandler, dem Renndirektor für Langlauf, trennt? Nichts. Mit WM-Ende geht man getrennter Wege.
Es sind seit 2002 und der ersten Blutbeutel-Causa stets die gleichen Antworten, die Gandler parat hatte: Er hat von allem nichts gewusst. Immer ist er maßlos enttäuscht von denjenigen, für die er zuvor seine Hand ins Feuer legen wollte. Auch sei nach jedem Vorfall immer der richtige Schluss gezogen worden – es klingt wie die oft bemühte Einzeltäterthese, wie eine Mär. Irgendwann musste der in so vielen Affären geplagte und um Antworten verlegene Verband die Reißleine ziehen. Vor allem jetzt, um nach dem Seefeld-Fiasko selbst nicht endgültig all seine Glaubwürdigkeit zu verspielen.
Sich von Gandler zu trennen ist aber nur ein erster Schritt. Der nächste muss sein: allen Verdachtsmomenten gründlich nachzugehen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Durch neue, mit dieser Klientel nicht derart behafteten Personen. Wer weiß? Vielleicht gibt es weitere profunde Antworten auf die Frage nach Hintermännern. Oder: Es ist das Ende der ÖSV-Langläufer im Weltcup.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2019)