Nicht jeder Gegner Erdoğans ist ein lupenreiner Demokrat

Erdogan, Davutoglu
Erdogan, Davutogluimago images / Xinhua
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat in den vergangenen Monaten eine Reihe von Niederlagen erlitten - gegen Männer, die ihrerseits mit Vorsicht zu betrachten sind.

Es läuft nicht gut für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Zunächst verlor er im Sommer den Bürgermeistersessel in Ankara und Istanbul an die jeweiligen CHP-Kandidaten, jetzt ist auch noch der ehemalige Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu aus der AKP ausgetreten und will eine eigene Partei gründen.

Schmerzliche persönliche Niederlagen, die dem seit Jahren zunehmend autoritär regierenden Präsidenten hoffentlich zumindest einen Funken Demut und Demokratiebewusstsein beibringen.

Bei all der (berechtigten) Genugtuung wird aber oft übersehen, um welche Charaktere es sich bei seinen nunmehrigen Gegnern handelt. Ankaras Bürgermeister Mansur Yavaş war Zeit seines Lebens Mitglied der rechtsextremen MHP und wechselte nach einem internen Konflikt erst kurz vor der Wahl zur CHP – den Kemalisten, die das Land vor Erdoğan jahrzehntelang regierten, ihre Machtbasis beim Militär hatten, die Entstehung eines breiten Mittelstandes verhinderten und den Kurden ihre Kultur absprachen. Diese Partei stellt mit Ekrem Imamoğlu nun auch Istanbuls Bürgermeister.

Und was Ahmet Davutoğlu angeht: Er gehörte seit der Gründung der AKP 2001 zu Erdoğans engsten Vertrauten und trug als Hardliner all seine Entscheidungen mit, ehe er sich vor Kurzem mit ihm überwarf, den Machtkampf verlor und mit seinem Austritt einem Rauswurf zuvorkam.

Wer sich also in ihm einen lupenreinen Demokraten erwartet, sollte zunächst sein Parteiprogramm abwarten.

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