2020 sollte der Traum von 2002 wahr werden

Van der Bellen
Van der BellenAPA/AFP/JOE KLAMAR
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Wenn Van der Bellen könnte, wie er wollte, wäre die Regierung fix.

Er erinnert schon ein wenig an den alten Kaiser. Auch das Ambiente passt. Der Anlass auch. Goldener Saal, Musikverein, 200 Jahre Erste Bank. Der Bundespräsident spricht. Langsam, mit Bedacht, Pausen unterstreichen die Wirkung der Sätze, zwischendurch setzt er eine Pointe (womit er sich vom alten Kaiser wohl unterscheidet). Eine über dem parteipolitischem Alltag stehende Autorität. Das Publikum ist sichtlich ergriffen.

Wenn einer wie er Akzente setzt, hat das mehr Gewicht. Und diese heißen hier: Weltoffenheit und Gleichheit. Tags darauf beim Regierungsbildungsauftrag setzt er weitere: Der Klimaschutz stünde bei ihm ganz oben. Und bei Justiz und Sicherheit werde er diesmal ganz genau hinsehen.

Man könnte also gefahrlos größere Summen darauf wetten – ohne dass es als Insiderwissen gilt und gleich die Soko Ibiza kommt –, dass sich der Präsident Türkis-Grün wünscht. 2002 ist sein Traum von Schwarz-Grün noch gescheitert.

Allerdings: Sebastian Kurz ziert sich noch. Bei ihm ganz oben auf der Agenda: Wirtschaft, Steuerentlastung, Migration. Da wird der Präsident seine ganze Autorität in die Waagschale werfen müssen. Bei Türkis und Grün. Damit 2002 2020 Wirklichkeit wird. Wenn überhaupt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2019)

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