Willkommen im Moslem-Mittelalter

Anno 2012 fällt islamischen Fanatikern kein besserer Umgang mit Kritikern ein, als ihnen den Tod anzudrohen.

Tod, Tod und nochmals Tod: Wenn Muslime Gotteslästerung, Verletzung ihrer religiösen Gefühle oder sonst Kritik wittern, fällt vielen von ihnen offenbar nur ein: Kopf ab dem Gotteslästerer, Glaubensabweichler, Glaubensfeind!

Und so wird nun eben der Rapper Shahin Najafi zum Demonstrationsobjekt islamisch-fundamentalistischer Streitkultur schiitischer Ausprägung. Was er tat? Ein paar Spitzen gegen Heilige, ein paar anrüchige Darstellungen von Moscheen, ein dreckiges Wort hier, eine Kritik am Iran da – schon hat er Fatwas aus dem Iran am Hals, die ihn zum Glaubensabweichler und Häretiker stempeln und de facto für vogelfrei erklären. Irgendwelche Verrückte rufen dazu auf, ihn zu töten, dem Mörder winken gar 100.000 Dollar (interessanterweise just das Geld des „großen Satans“ USA).

Wir schreiben also das Jahr 2012 (1433 islamischer Zeitrechnung), es gibt Handys und Penizillin und Raumschiffe– und tatsächlich immer noch Menschen, die andere töten wollen, weil sie irgendwelche religiöse Gefühle verletzt oder Götter gelästert haben sollen. Ist da eigentlich nichts Wichtigeres zu tun, etwa sich um Naturwissenschaft, Technik und Aufbau moderner Staaten zu kümmern? Stattdessen investieren viele islamische Länder das Gros ihrer wissenschaftlichen Kapazitäten in Religiöses.

Übrigens: Wer wirklich glaubt, sein Gott fühle sich gelästert, sollte die Rache diesem überlassen. So stark sollte der Allmächtige schon selbst sein.

E-Mails an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2012)

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