Lauda in motion: Happy End einer verhatschten Insolvenzabwicklung

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Niki ist wieder in österreichischer Hand. Schön für Herrn Lauda. Ob das auch für den Flugstandort Wien die beste Lösung ist, wird man erst sehen.

Lauda in motion: Mit fast siebzig startet der Ex-Rennfahrer seinen dritten Versuch als Airline-Unternehmer, nachdem er seine erste Fluggesellschaft rechtzeitig (und mit tatkräftiger politischer Hilfe) der damals noch teilstaatlichen AUA umhängen und seine zweite Fluggesellschaft, die jetzt wieder (wohl auch mit tatkräftiger politischer Hilfe) zurückgekaufte Niki, rechtzeitig vor Einsetzen der Probleme an die Air Berlin verkaufen konnte.

Eine faszinierende, strategisch mit allen Wassern gewaschene Unternehmerpersönlichkeit also. Und eine auch politisch bestens vernetzte. Wie auch immer: Der Coup ist gelungen. Als Kollateralschaden des insgesamt ziemlich verhatschten Air-Berlin-Insolvenzverfahrens bleibt unter anderem die Erkenntnis, dass deutsche Managementfähigkeiten hierzulande offenbar ein wenig überschätzt werden: Die Nachbarn scheitern nicht nur am Bau ihres Hauptstadtflughafens. Sie sind offenbar auch nicht imstande, ein Airline-Insolvenzverfahren unfallfrei auf die Reihe zu bekommen.

Die Berliner Versuche, die Reste der Air-Berlin-Pleite gläubigerschonend zu verwerten, waren jedenfalls ein Hüpfen von Fettnapf zu Fettnapf. Trotz massiver, auch mit hohem Steuergeldeinsatz verbundener Interventionen der Regierung in Berlin mit dem Ziel, alles der nationalen Airline Lufthansa zuzuschanzen. Dagegen war die Abwicklung des Niki-Verkaufs nach der (sehr geschickt eingefädelten) Verlagerung des Niki-Verfahrens von Berlin nach Korneuburg eine erstaunlich glatte Sache.

Jetzt haben wir also wieder eine zweite Fluggesellschaft im Land, und rund 1000 Beschäftigte werden, wenn sie das wollen (ausgebildetes Personal ist in der europäischen Flugbranche ja recht begehrt), ihren Arbeitsplatz in Österreich behalten.

Aber was heißt das alles für den Flugstandort Wien? Da wird sich erst zeigen müssen, ob das auch für diesen Fall die beste Lösung ist. Dass ein Pauschalverkauf an die Lufthansa aus standortpolitischen Überlegungen eine suboptimale Sache gewesen wäre, ist klar: Die Kranich-Airline hat mit Eurowings und ihrer Österreich-Tochter Austrian hierzulande schon jetzt eine aus Wettbewerbssicht ungesund dominante Marktstellung. Ein Quasi-Monopol mit entsprechendem Preisdruck nach oben braucht hier wirklich niemand.

Anders sieht das beim ausgestochenen Konkurrenten IAG (British Airways, Vueling, Iberia) aus. Dort wäre Niki in ein riesiges internationales Airline-Netzwerk eingebunden gewesen. Mit der Option, Wien in dessen Langstreckennetz einzubinden. Das hätte schon Charme gehabt.

Bei dieser Konstruktion, die eigentlich schon als fix gegolten hatte, wundert man sich allerdings wieder ein wenig über die EU-Wettbewerbshüter: Der Lufthansa die Niki-Übernahme aus Kartellgründen zu verbieten, aber keine Wettbewerbsbedenken bei einem Anbieter zu haben, der auf dem für Österreich und Deutschland (und damit auch für Niki) äußerst wichtigen Reisemarkt Spanien eine sehr dominante Stellung hat, klingt nicht ganz logisch. Das ist wohl höhere Brüsseler Wettbewerbsmathematik.

Aber das ist jetzt ohnehin vergossene Milch. Die auf Laudamotion umbenannte Fluggesellschaft wird im März starten. Dafür wünschen wir viel Glück. Sie wird es brauchen: Mit vorerst nur 15 Maschinen hat sie eine Größenordnung, bei der das Überleben schwierig wird.

Mit Thomas Cook, dem weltgrößten Reisekonzern als Partner im Rücken, wird die Auslastung im Segment „Ferienflieger“ kein Problem sein. Aber sobald sich die neue Airline aus dieser Nische hinauswagt, wird es eisig. Die Konsolidierung der europäischen Luftfahrt ist ja noch lange nicht abgeschlossen. Und Kleine sind ein schnelles Opfer, wenn sie in die Reviere der Großen wildern gehen.

Da dürfen wir auf das (noch nicht kommunizierte) Konzept gespannt sein. Notfalls, sagen wir jetzt etwas flapsig, kann man immer noch verkaufen. Wie bei den ersten beiden Malen. Hat ja jedesmal wunderbar geklappt.

E-Mails an: josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2018)

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