Der nette Herr Landeshauptmann

APA/GEORG HOCHMUTH
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Die SPÖ kann also tatsächlich wieder Wahlen gewinnen – also so richtig gewinnen. Was kann Peter Kaiser, was andere nicht können?

Peter Kaiser sei ja ein netter Mensch, aber als Landeshauptmann für Kärnten völlig ungeeignet. Weil zu links. So tönten führende Vertreter der FPÖ vor der Landtagswahl 2013. Zu links – das war Kaiser lange Zeit auch für seine eigene Partei. Wenn ein Kritiker gesucht wurde, wurden Journalisten zumeist beim früheren Kärntner Juso-Chef fündig. Deswegen wurde er auch lange nichts. Er verwaltete die Jugendherbergen im Land, eine wirkliche politische Zukunft hatte er nicht.

Dann verschliss sich an Jörg Haider eine SPÖ-Führungsriege nach der anderen. Am Ende war nur noch der linke Kaiser übrig. Die traditionell eher rechte Kärntner SPÖ wählte ihn zu ihrem Chef. Und wieder war es Jörg Haider, also das Fiasko, das er hinterlassen hatte, das Kaiser 2013 zum Landeshauptmann machte.

Im nunmehrigen Wahlkampf schloss Gernot Darmann, der wenig zugkräftige FPÖ-Spitzenkandidat, seine Auftritte mit den Worten: „Ich mag den Peter Kaiser.“ Allerdings werde dieser nach der Wahl nach Wien gehen, um Christian Kern abzulösen, und dann drohe Gaby Schaunig als Landeshauptfrau – seit jeher Feindbild der Freiheitlichen. Das war natürlich eine wahltaktische Finte, aber es war eben auch ein Kompliment für Peter Kaiser. Der als Landeshauptmann auch deutlich in die Mitte gerückt ist. Und zudem jenen Kriterienkatalog ausgearbeitet hat, der der SPÖ die Tür zur FPÖ offen hält.

Kein Zurück in die 70er- und 80er

Der gestrige Erfolg ist keiner der SPÖ-Bundespartei. Ja, es ist nicht einmal wirklich einer der Landespartei – wiewohl diese nach wie vor über eine starke Organisation verfügt und in Kärnten die Bürgermeisterpartei ist. Es ist der ganz persönliche Erfolg des Peter Kaiser. Des netten Herrn Landeshauptmann, den fast alle mögen. Auch viele, die nie oder selten SPÖ wählen, haben es dieses Mal getan. Wegen Peter Kaiser. Der zumindest von der Anmutung her bescheiden geblieben ist und bei dem man keine Sorge haben muss, die sozialistische Allmachtpolitik vergangener Tage kehrt wieder. Die Haider-Jahre haben jedenfalls der SPÖ gut getan.

Mit nett allein wäre es allerdings nicht getan gewesen. Kaiser und seine rot-schwarz-grüne-Regierung haben die Aufräumarbeiten nach dem Hypo-Skandal passabel hinbekommen, Zweckoptimismus verbreitet und das Image des Landes verbessert. Die Freiheitlichen sind nach wie vor so diskreditiert, dass es für eine Mehrheit nicht mehr reicht.

Über allem aber stehen die überragenden Sympathiewerte Peter Kaisers. Ein Intellektueller, der wider Erwarten auch volksnah kann. Sein bestes Narrativ ist er selbst – seine eigene Lebensgeschichte, die er auch immer wieder anbringt: Der Bub aus ärmlichen Verhältnissen, der neben dem Kindergarten wohnte, aber nicht hinein durfte, weil das Geld dafür fehlte. Ob bei Linken oder Rechten – so etwas zieht in einem Bundesland, das stets zu den ärmsten zählte, immer. Es war es auch Jörg Haiders soziales Gespür, das ihm hier Mehrheiten sicherte. Bei ihm kam dann noch das nationale dazu. Das braucht es heute nicht mehr.

The winner took it all

The winner took it all. Christian Benger und Rolf Holub hatten von der gemeinsamen Regierung mit Peter Kaiser nichts. Der spröde Charme des ÖVP-Spitzenkandidaten erschloss sich dem Publikum kaum. Da nutzte auch kein Kanzler-Bonus. Für die ÖVP, die hier mit Sebastian Kurz und Co. warb, sind die nur geringen Zuwächse doch ein unerwarteter Dämpfer.

Für den tapferen Grünen Rolf Holub, politisch die treibende Kraft hinter der Sichtbarmachung des Hypo-Skandals, hat es nicht mehr gereicht. Eva Glawischnig hat Holub in den Landtag gebracht, nun holte sie ihn wieder heraus.

Für die Neos ist Kärnten ohnehin kein geeignetes Terrain: Für ein Land, in dem das Soziale eine so große Rolle spielt, sind sie zu kühl, zu weit weg von den wirklich wichtigen Dingen, hier halten sie manche für wirklich neoliberal.

Die Tradition der rechten Kärntner Sozialdemokratie führt Gerhard Köfer, der schon als SPÖ-Bürgermeister die Anrede Genosse abschaffen wollte, mit seinem Team Kärnten fort. Wobei rechts nun nicht mehr national, sondern unternehmerfreundlich bedeutet. Gewissermaßen der Dritte Weg auf Kärntnerisch.

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