Gandalf, der Ziegenbock - Haustiere und ihre Namen

Der Mensch interpretiert in die Tiere gern etwas hinein, darum versieht er sie mit den kuriosesten Bezeichnungen.

Keiner, der je „Herr der Ringe“ sah, kann „Gandalf“ vergessen, den Zauberer mit Schwert, Wanderstab und weißen Haaren, der vielleicht nicht zufällig an Gott, den Allmächtigen erinnert, der auf einer Wolke sitzt und auf uns herunterschaut – das glauben sogar heute noch manche Kinder und nehmen dieses milde Bild in ihr Erwachsenenalter mit. Was sich der Mann oder die Frau dachten, die einem Ziegenbock den Namen Gandalf gaben, der kürzlich entwich, wissen wir nicht. Wahrscheinlich ist der Besitzer ein Herr-der-Ringe-Fan oder er dachte daran, dass Gandalf ein Maia ist, der sich in ein Tier verwandeln kann, in einen Adler, einen Hund oder ein Pferd. Gandalf, der verwilderte Ziegenbock, wer weiß, welcher Geist sich unter seinen Hörnern versteckt, hatte es sich jedenfalls auf einem Friedhof gemütlich gemacht, lesen wir, er wurde ins Tierschutzhaus gebracht, über seine weitere Zukunft ist nichts bekannt. Oje, hoffentlich hat der Bock nicht seine Zukunft vorausgesehen. Aber verzehrt werden ja, zum Glück oder zum Entsetzen (nicht nur der Vegetarier) vor allem junge Tiere: Zicklein.

Wir wünschen Gandalf alles Gute und erinnern uns daran, dass Tiere, Haustiere mitunter skurrile Namen tragen, Kater Eusebius sieht genauso aus wie die anderen getigerten gemeinen Hauskatzen, aber die heißen Liesi und Felix, warum? Die Kinder haben sie so genannt und irgendwie passt es. Felix ist ein ausgeglichener, freundlicher, verfressener Stubentiger, Liesi, kurz aus Lies gerufen ist eine Tussi, die selbst edle Schälchen verweigert, immer bei ihrem Frauchen im Bett schlafen will und vor der Schlafzimmertür ein jämmerliches, um nicht zu sagen Steine erweichendes Gemaunze anstimmt, wenn sie nicht eingelassen wird. Ein ausgesperrter Liebhaber könnte nicht beharrlicher sein. Ein Mathematiker gab seinem Kater den schlichten Namen K 4, er ist nämlich der vierte im Haushalt. Der Hund namens Beethoven hat es zu Filmehren gebracht, obwohl er keine Symphonie komponiert, sondern die Fünfte nur gerne gehört hat. Angeblich.

Der Mensch interpretiert in die Tiere gern etwas hinein, drum versieht er sie mit den kuriosesten Bezeichnungen. Allerdings: Weder Tiere noch Babys können sich gegen die Namensverleihung wehren, hier schalten und walten die Erwachsenen noch unbeschränkt – und mancher Nachwuchs flucht seinen Altvorderen: Warum musste ich Anastasia oder Genoveva heißen, preisgegeben dem Gespött der Susis, Annas und Fritzen? „Gefühl ist alles, Name ist Schall und Rauch“, behauptete Goethe, er legte dieses Wort seinem zwischen Himmel und Hölle, Zeiten und Frauen herum streifenden Doktor Faust in den Mund, übrigens im Zusammenhang mit Gott. Aber vom Leben der heutigen Normalos hatte der Dichterfürst halt doch wenig Ahnung.

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