Dieser Kniefall wäre ein Skandal

Efgani Dönmez habe seinen Tweet nicht sexistisch gemeint, beteuert er. Was er stattdessen gemeint haben will, ist wirklich brisant.

Efgani Dönmez fühlt sich also missverstanden. Sein Tweet über die Knie der Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli sei „in keiner Hinsicht auf sexuelle oder sexistische Inhalte“ bezogen gewesen, schrieb er auf seiner Webseite, nachdem ihn die ÖVP aus dem Parlamentsklub geworfen hatte. Mit einem Bibelzitat versuchte er zu untermauern, dass ihm zu Unrecht Sexismus vorgeworfen werde. Denn was er mit seinem Tweet gemeint hatte, sei keinesfalls die gängige Interpretation gewesen, wonach zerbeulte Knie auf rege Fellatio-Aktivitäten hinweisen (wer würde denn so etwas Schmutziges auch nur denken!). Dönmez habe Chebli also nicht unterstellen wollen, durch sexuelle Gefälligkeiten im Knien zu ihrem Job gekommen zu sein.

Was hat er dann gemeint? Im Netz wurde viel spekuliert, was eine Politikerin auf Knien für Unanständigkeiten abseits des Sexuellen vollziehen könnte. Dönmez selbst erklärt: Chebli rolle „reaktionären Migrantenverbänden“ den roten Teppich aus, und zwar nicht im Stehen, „sondern auf den Knien dahinrutschend“. Reaktionären Verbänden einen roten Teppich auszurollen, steht natürlich keiner Politikerin gut an, und wenn sie es auch noch im Knien macht – was den Prozess des Teppichausrollens ziemlich erschwert, dafür von Eifer und Unterwürfigkeit zeugt –, ist das selbstverständlich zu verurteilen.

Interessant ist aber der Kontext, in dem Dönmez ihr Verhalten aufdeckt: Der islamkritische Twitter-Nutzer Ali Utlu hatte einen Artikel der „Berliner Morgenpost“ geteilt, in dem von einer umstrittenen Aussage Cheblis zu den Ausschreitungen in Chemnitz berichtet wurde, und dazu geschrieben: „Immer wieder gelingt es ihr, nicht die richtigen Formulierungen zu finden, immer wieder muss sie zurückrudern. Wie konnte sie jemals Staatssekretärin werden?“ Dönmez antwortete direkt darauf in seinem mittlerweile gelöschten Tweet: „Schau dir mal ihre Knie an, vielleicht findest du da eine Antwort.“

Das ist natürlich brisant! Eine Staatssekretärin, die nur dadurch zu ihrem Job kam, indem sie reaktionäre muslimische Verbände unterstützte? Ist der Einfluss dieser Verbände in Deutschland so hoch, dass sie in hohe politische Ämter hieven können, wer vor ihnen auf die Knie fällt? Oder ist das alles wieder nur ein Missverständnis? Sollte Dönmez Recht haben, dann müssen wir uns Sorgen machen. Ansonsten hat er sich wohl nur wieder ins eigene Knie geschossen. 

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.