Der Herbst ist da – und er ist üppig, aber wir ignorieren seine Früchte

Die Äpfel-, Zwetschgen- und Birnenbäume gehen über vor Früchten. Doch keiner pflückt das Obst.

Drei zierliche, braune Blätter bilden das Emoticon auf dem Handy für den Herbst. Die echten Äpfel-, Zwetschgen- und Birnenbäume gehen indes über vor Früchten. Doch keiner pflückt das Obst, nicht einmal die Wanderer, Läufer und Radfahrer. Eine Ausnahme sind die Pilzsammler, aber die dürfen nicht mehr machen, was sie wollen, weil sie die Ressourcen der Natur zu skrupellos ausbeuteten, um Geld zu verdienen. Jetzt kommen die Eierschwammerln aus Weißrussland, die Steinpilze aus Rumänien, Pilze haben oft besonders hohe Schadstoffe. Die Äpfel aus dem Wiener Wald, die Birnen, Zwetschgen, die Nüsse nicht zu vergessen, sind vermutlich sogar nach ökologischen Maßstäben in Ordnung. Früher waren Feld, Wald und Garten auch ein Reservoir für Nahrung.

Die Mutter ließ schon in den 1960er Jahren alle Obstbäume fällen, weil sie zu viel Arbeit machten – und dann diese Wespen, die sich darin ansiedelten, man sah sie nicht, trat auf die Frucht und großes Aua! Im Fernsehen war jüngst ein Film über Streuobstwiesen zu sehen, die fast das ganze Jahr über Tieren als Nahrung dienen, da sind die Mäuse und die Eichhörnchen dabei, aber auch die lästigen Brummer. Die Oma ließ es sich nicht nehmen, Marmelade oder Kompott zuzubereiten. Der viele Zucker gilt jedoch als ungesund. Marmelade und eingelegtes Obst, Gemüse kommen heute von Spezialfirmen oder aus dem Supermarkt ebenso wie der angeblich frisch gepresste Apfelsaft.

„Früher war alles schlechter“, heißt eine Kolumne im „Spiegel“ - und da ist was Wahres dran. Wir können unsere Lebensmittel im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt oder im Bioladen kaufen, das richtet sich danach, wie viel Geld man ausgeben will. Angeblich schrumpft der Lebensmittelmarkt, aber wir sehen, dass überall neue Läden aufmachen, um Plätze zu besetzen, wo viele Leute vorbei kommen, heißt es. Wer will den Knoblauch und Ingwer aus China? Ja, es nützt nichts, die Stinkeknolle vom anderen Ende der Welt ist zarter als das, was man hier im Winter bekommt – und der Ingwer wird angeblich bald wie das Basilikum im burgenländischen Seewinkel gezüchtet. Wir können alles haben, frühere Generationen nicht, das ist ein großes Privileg. Trotzdem sollten wir mal von einem Apfel oder einer Birne kosten, die auf der Wiese wachsen oder ein Körbchen nach Hause mitnehmen. Einfach so.

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