Verfolgt in der U-Bahn

APA/HERBERT NEUBAUER
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Die Wiener Linien wollen verhindern, dass Fahrgäste belästigt werden und belästigen selbst.

Fast einen Monat ist es her, seit das Essverbot in der U6 eingeführt wurde und für die Stadt Wien könnte es nicht besser laufen. Die Sicherheits- und Service-Mitarbeiter bekämen viele positive Rückmeldungen, jubelte Stadträtin Ulli Sima. Man sei sich sicher, dass das Essverbot auch dank der guten Kommunikation angenommen werde. Besonders die Studenten wolle man nach den Ferien erreichen. Gratulation. Was die Informations-Könige sicher nicht in ihrer Bilanz haben, ist die Zahl der Fahrgäste, die sich von den Wiener Linien wegen ihrer Essenskampagne belästigt fühlen.

Denn U6-Fahrer sind für die Stadt Wien und die Wiener Linien entweder besonders verfressen oder besonders blöd. Der Begeisterung nach, mit der man das Essverbot in der U-Bahn plakatiert, wohl eher letztes (Liebe Grüße an die Studenten.). Es fängt schon beim Hineingehen in die U-Bahnstation an. „Nicht drinnen: Essen in der U6“ steht auf jeder zweiten Stiege in der Station. Sitzt man dann in der U-Bahn fällt der Blick auf den neuen Piktogramm-Verbotssticker: Kein Rauchen, kein Essen, kein Trinken, Hunde nur mit Beißkorb. Schaut man dann zum Fenster raus, zuckt man ein drittes Mal: Ein fettes mahnendes Pizzastück klebt auf der Scheibe. Verzweifelt blickt man nach links durchs andere Fenster, nur um dort sofort den nächsten Verbots-Aufkleber zu sehen. Am Westbahnhof hängt dann ein Plakat mit „Pizza Kriminale.“ Zum Glück ist man an diesem Abend nicht auch noch mit der U-Bahn ins Kino (!) gefahren. Denn auch dort läuft ein Essverbot-Spot.

Vielleicht liegt es schlicht an der Gewohnheit der Wiener Linien, große Kampagnen zu planen, die sie dieses Mal aber auf wenig Raum implodieren lassen mussten. Wie viele Sujets das Unternehmen insgesamt plakiert habe, konnten die Wiener Linien zwar nicht sagen, aber gekostet habe alles so viel wie eine normale Infokampagne. Eine einzige Infokampagne für alle U-Bahnen auf eine Linie gedrängt. Klar, dass man erschlagen wird. Zum Glück ist man noch nicht auf die Idee gekommen, eine Anti-Gestankkampagne zu starten. Sonst wäre die U-Bahn wohl voll mit Hinweisen wie: „Stinken verboten“, „Gestankfall ungelöst“ und „Duft Kriminale“.

P.S.: Im Jänner wird das Essverbot auf alle anderen U-Bahnen ausgeweitet. Ob man dann auch für die anderen U-Bahnen eine Kampagne machen wird, weiß man bei den Wiener Linien noch nicht. Vielleicht will man bis dahin ein paar Sticker von der U6 abkletzeln.

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