Zusatzversicherungen und Privatschulen: Zu viel Luxus für Politiker?

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KindergartenClemens Fabry
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Haben eine Gesundheitsministerin mit Zusatzversicherung und eine SPÖ-Chefin mit Kindern in einer Privatschule ein Glaubwürdigkeitsproblem?

Die Kinder der designierten SPÖ-Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner besuchen also eine Privatschule, weil sie sie zwecks Vereinbarung von Beruf und Familie in eine Ganztagsschule schicken wollte, das staatliche Angebot dafür aber fehlte. Keine große Sache. Aber ist es für berufstätige Eltern wirklich unmöglich, öffentliche Schulen für ihre Kinder zu finden? FPÖ-Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein hat – wie hunderttausende andere Österreicher – eine private Zusatzversicherung. Obwohl sie, wie sie selbst sagt, keine benötigt und solche Versicherungen „sehr kritisch“ betrachtet. Sie habe eine abgeschlossen, als sie noch keinen guten Einblick in das System gehabt habe. Wäre kündigen nicht eine Option? Auch die ehemalige SPÖ-Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely ging einst hart mit Privatspitälern ins Gericht, während sie gleichzeitig privatversichert war.

Kommen wir zur entscheidenden Frage: Warum können Spitzenpolitiker nicht einfach sagen, dass sie sich gewisse Dinge leisten, weil sie es können? Wenn ihnen die Menschen ein bisschen Luxus im Leben missgönnen würden, würden sie ihnen nicht ihre hohen Gehälter zahlen. Zugegeben, ein Sozialminister, der auf Twitter ein Selfie aus dem Einzelzimmer einer Privatklinik postet, müsste sich wohl auf einen heftigen Shitstorm gefasst machen. Und ja, auch manche Medien würden wahrscheinlich das Ihrige dazu beitragen. Aber bevor jetzt eine Henne-Ei-Diskussion entsteht, hier eine These: Politiker, die nicht nach Ausflüchten suchen, um zu rechtfertigen, warum sie Business Class fliegen, in Fünf-Sterne-Hotels übernachten und Designer-Anzüge tragen, würden trotz anfänglichen Gegenwindes aus Teilen der Bevölkerung langfristig an Sympathie, Vertrauen und Glaubwürdigkeit gewinnen. Die meisten Wähler haben kein Problem mit erfolgreichen Menschen. Sie wollen nur nicht, dass man ihre Intelligenz beleidigt.

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