Wem gehören die Almen?

Landwirte und Touristiker sehen nach einem zivilrechtlichen Urteil in Folge einer Kuh-Attacke die Almen in Gefahr. Ein runder Tisch soll heute die Wogen glätten. Ein bisschen scheint es, als würden die Bergbauern die Geister die sie riefen, nicht mehr loswerden.

Jetzt haben also auch die Kuh-Attacken einen Runden Tisch. Es ist ein trauriger Anlass, der diesen notwendig gemacht hat. Und nein, damit ist nicht die Schadenersatzzahlung, zu der ein Landwirt erstinstanzlich verurteilt wurde (nämlich insgesamt 490.000 Euro), gemeint, sondern der Todesfall, zu dem es im Sommer 2014 kam. Die Unsicherheit, die nun bei Landwirten herrscht, ist verständlich. Was, wenn die Schadenersatzforderungen nach Kuh-Attacken mehr werden? Was, wenn die Versicherung irgendwann aussteigt? Und was, wenn all das die Gäste dazu veranlasst, zu leichtsinnig mit Hunden an der Leine auf Almen zu spazieren, wo Mutterkuhhaltung praktiziert wird? Denn irgendwie fruchten all die Infos, Broschüren und Aufklärungsvideos, wie man sich einer Kuh gegenüber verhält, doch nicht (da hilft selbst Tobias Moretti nicht). Kuh-Attacken sind fast schon fixer Bestandteil des Sommerlochs geworden. Nicht immer gehen sie dabei tödlich aus (was aber immer noch zu viel ist). Und nicht immer, aber sehr oft, sind dabei Hunde im Spiel.

Der Mensch habe den Umgang mit Tieren verlernt, schreien die einen. Der Landwirt habe seine Tiere nicht im Griff, die anderen. Es ist eine sehr emotionale Debatte, die da geführt wird. Und die gerne bis zur Frage, wem eigentlich die Almen gehören, ausgeweitet wird. Ein bisschen erinnert all das an den ewigen Zank zwischen Städtern und Landbevölkerung. Jeder sucht einen Schuldigen und findet ihn – welch Überraschung – beim anderen. Das ist zwar verlockend, bringt aber nicht weiter. Denn woran liegt es, dass die Touristen auf den Almen mehr werden? Sie werden von Touristikern seit Jahren eingeladen, die Natur zu entdecken. Immerhin haben Landwirte längst erkannt, dass man mit einer Frühstückspension mit Ab-Hof-Laden, einem Urlaub am Bauernhof oder einer Almwanderung inklusive Schmankerlverkostung beim Hüttenwirt mehr verdienen kann als mit einem Liter Milch. Und daran wiederum sind wohl auch die sehr niedrigen Preise für Lebensmittel im Supermarkt nicht ganz unbeteiligt.

Es beißt sich also die Katze in den Schwanz. Oder anders ausgedrückt: Es wird nur miteinander gehen. Denn das Schöne an den Almen ist ja, dass sie für alle da sind.

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