Rat-Häusliches

Hausarbeiter Alois N. war zeitlebens mit seinem Job im Wiener Rathaus zufrieden. Schließlich gehörte er dem Heer der Gemeindebediensteten an, wenn auch in der unteren Besoldungsklasse.

Hausarbeiter Alois N. war zeitlebens mit seinem Job im Wiener Rathaus zufrieden. Schließlich gehörte er dem Heer der Gemeindebediensteten an, wenn auch in der unteren Besoldungsklasse. Dafür winkt ihm schon mit Jahresende die Pension, hat er doch die magische Schwelle von 58 Jahren bravourös gemeistert.

Zuvor freilich gibt's noch eine kleine Schinderei. Ein Büro muss eingerichtet werden für die künftige Fußgängerbeauftragte. Nett soll sie sei, erzählt er uns, „obwohl s' a Grüne ist“. Alois N. von der Mehrheitsfraktion ist durch und durch Demokrat. Er plaudert gern aus dem Nähkästchen: von den übervollen Aschenbechern des einstigen Uni-Beauftragten, von den Grünpflanzen der Gleichstellungsbeauftragten, von den stundenlangen Telefonaten des Außenbeauftragten, vom Dinkelbuffet des Fahrradbeauftragten. Hätte fast noch gefehlt, dass er für den Schulschwänzbeauftragten Büroraum hätte freimachen sollen, gottlob kam der im Stadtschulrat unter.

Um diese Vielzahl von Beauftragten der Stadt Wien zu koordinieren, solle jetzt ein neuer Posten geschaffen werden, erzählt Alois N., aber das wird schon nach seiner Zeit sein: ein Beauftragtenbeauftragter. HWS


E-Mails an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2012)

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