"Der Gerd" traut sich

Die deutsche Sozialdemokratie laviert, unschlüssig, zaudernd, zaghaft: Soll sie oder soll sie nicht?

Nämlich noch einmal den Bund mit Angela eingehen – im Wissen, dass sie am Ende doch wieder nur betrogen wird um ihre schönsten Hoffnungen und Träume. Zweimal ist ihr dies bereits widerfahren; zweimal ist sie am Wahlabend verwelkt wie eine blassrote Nelke, rosa und schlapp. Martin Schulz, der glücklose Vormann, soll es dieses Mal „wuppen“, wie sie nicht nur in Wuppertal sagen. Einmal sagt er Nein, dann wieder Ja. Wenn die SPD bloß wüsste, woran sie ist.

Da kann einer seiner Vorgänger nur versonnen lächeln. Sollen sich die Genossen doch ein Beispiel an ihm nehmen, dem ehemaligen „Genossen der Bosse“. Gerd Schröder, „der Gerd“ – wie ihn die Parteifreunde halb bewundernd, halb sarkastisch nennen –, nahm sich stets, was er wollte. Gerade den Juso-Schuhen entwachsen, rüttelte er nächtens an den Gittern des Kanzleramts in Bonn: „Ich will hier rein“, schrie er. Ein Mann, ein Wort.

Mit seinen Frauen hielt er es ähnlich. Gab es zu Hause einmal kein Bier, briet ihm „Hillu“ keine Bratwurst, kam schon eine Neue. Alle führte er rechtschaffen zum Standesamt – da gab es keine „schlampigen Verhältnisse“. Nun traut er sich im Herbst zum fünften Mal – mit einer Südkoreanerin. Glückauf, Gerd! (vier)

Reaktionen an:thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2018)

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