In Äonen – sofern die Erde dann nicht schon zerbröselt sein wird und sich weiterhin um die Sonne dreht – werden Archäologen, Historiker, Psychologen und Soziologen immer noch über die Geheimnisse des Homo sapiens forschen.
Sie werden – wie bei Ötzi, unserem alpinen Urahn – über jedes Zeichen und jedes Stigma jubeln, die sie an menschlichen Relikten entdecken.
Bei ihren Grabungen unter ewigem Eis oder unter glühendem Sand werden sie auf Zillionen an Tattoos stoßen, auf Arschgeweihe, auf Yin und Yang, auf Zeichen in Hindi, aus der Kabbala, der Maoris und sonstiges Esoterisches – und auf Runen mitteleuropäischer Burschenschaftler. Die Spezies des Fußballers und des Filmstars werden ihnen besonders ins Auge stechen, ihre Ganzkörpertätowierungen und ihr Faible fürs Pseudospirituelle.
Tom Hardy, der britische Schauspieler, trägt seit einer verlorenen Wette gegen Leonardo DiCaprio die filmgottgleiche Aufschrift „Leo knows all“ auf dem Oberarm. Es ging – nur nebenbei – um eine Oscar-Nominierung und nicht um eine tiefere Einsicht, ein höheres Wesen oder eine Frau. Über tätowierte Irrtümer und die ewige Liebe könnte Kollege Johnny Depp Auskunft geben, der einst eine Huldigung an Winona Ryder auf seiner Haut zur Schau stellte – selbst als das Herz bereits gebrochen war: „Winona forever“. (vier)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2018)