Pizzicato

Klimas Spickzettel

Die Vorbereitungen auf die österreichische Ratspräsidentschaft in der EU vom Juli bis Dezember 2018 sind in vollem Gange, wie man von den „betroffenen“ Beamten erfährt.

Es sind ja vor allem die Beamten, die stark gefordert sind. Und wie bei den bisherigen zwei Präsidentschaften – 1998 und 2006 – hat man Experten aus dem Ruhestand zurückbeordert. Fast hundert Ratssitzungen sind zu bewältigen, dazu noch informelle EU-Ministerräte und ein Sondergipfel im September. Thema: Innere Sicherheit.

Für die amtierenden Politiker ist's ein Ritt auf der Rasierklinge. Denn sie haben natürlich die Folgen der beiden Präsidentschaften vor den Augen: In beiden Fällen verloren die Regierungsparteien bei den darauffolgenden Wahlen massiv. Wolfgang Schüssel wurde 2006 abgelöst, Viktor Klima davor, 1999. Speziell für den unerfahrenen Klima war die Rolle des EU-Präsidenten äußerst unbequem. Er ließ sich jedes Detail der Treffen im vornherein aufschreiben, war hypernervös. Mit dem Spickzettel ging er auch in den großen EU-Gipfel in Wien. Sein deutscher Amtskollege Gerhard Schröder bemerkte sofort die Verklemmtheit seines Gastgebers. Als Klima in der Hofburg nervös seine Zettel ordnete, rief ihm Schröder von schräg gegenüber aufmunternd zu: „Hey Viktor, mach dir nicht ins Hemd. Ist auch nichts anderes als 'ne Juso-Tagung.“ (hws)

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.