Amerikanische Realsatire

Dan Coats ist unser unbestrittener Held der vergangenen Woche.

Dan Coats ist unser unbestrittener Held der vergangenen Woche – zumal einer, der ganz unversehens und beiläufig zu der Ehre gekommen ist. „Say that again“, sagte der Koordinator der US-Geheimdienste, ein stramm republikanischer Ex-Senator, zur NBC-Moderatorin Andrea Mitchell während eines Live-Interviews, als die ihn in den Bergen Colorados mit Breaking News via Twitter aus dem Weißen Haus konfrontierte. Das Video wurde zum Instant-Hit.

Coats grinste bis über beide Ohren. Er wusste nicht, was kommen würde – nur irgendeine neue Ungeheuerlichkeit aus Washington. Putin bei Trump im Weißen Haus? „Das wird speziell werden“, lautete schließlich sein trockener Kommentar, während sich seine Gesichtszüge in die eines Stand-up-Comedian verwandelten. Die US-Politik in der Ära Trump – eine einzige Realsatire, die selbst bierernste Geheimdienstleute aus schierer Ratlosigkeit, Ohnmacht und Verzweiflung in Ironie und homerisches Gelächter treibt.

Der Einzige, der keinen Spaß versteht – allenfalls einen Jux auf Kosten anderer – und schon gar keine Selbstironie, ist der Präsident. Die Tage des Dan Coats als Geheimdienstchef sind gezählt. Keiner, der um das zarte, verletzliche Ego des vorgeblich starken Mannes im Weißen Haus weiß, wird noch einen Cent auf Coats setzen. Ihm gebührt schon jetzt aber ein Comedy-Preis. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2018)

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