Tim Apple und das Hassgekicher

Nach unten geht sich's immer leichter, auch beim Niveau und der Lästerbereitschaft.
Nach unten geht sich's immer leichter, auch beim Niveau und der Lästerbereitschaft.The Simpsons
  • Drucken

Donald Trump hat sich versprochen. Wieder einmal. Und das Web lästert kollektiv. Wieso eigentlich? Wer sich noch nie versprochen hat, der werfe den ersten Shit-Tweet!

Mei, was hamma wieder einmal gelacht: Vorige Woche war Apple-Chef Tim Cook zu Gast bei US-Präsident Donald Trump, und während einer Pressekonferenz nannte der für Journalisten und andere Spötter beliebteste Boxsack der vergangenen Jahrzehnte den Chef des superprogressiven Computerbauers einmal irrtümlich „Tim Apple".

Cook, selbst nicht unbedingt ein Sympathiekönig, verzog keine Miene. Und niemand im Raum sagte etwas. Dafür setzte schnell in den (a)sozialen Medien und anderen Kavernen des Internets der schon gut antrainierte Pawlow'sche, äh, Trump'sche Reflex ein. Eine Lawine von Spott und Hohn nahm wieder einmal vom Berg der Besseren ihren Ausgang.

Klar, Versprecher kommen ja natürlich nur bei Deppen vor und sind dafür klare psychiatrische Indizien. Das darauf folgende emotionale Aufschäumen im Netz erinnerte indes stark an das Kindergarten- oder Volksschulgekicher, wenn sich die Tante oder der Lehrer einmal verhaspelt hat, denn Twitter und Co. sind ja auch so eine Art Kindergarten, mit der Neigungsgruppe ADHS (Zappelphilippsyndrom; die deutsche Staatssekretärin für Digitalisierung, Dorothee Bär, hat es einmal so heftig wie treffend ausgedrückt, aber das lesen Sie lieber hier.) Allerdings ist dieses Gekicher selten so herzlich, positiv, fröhlich und ohne Hassballast.

Also man könnte Don Trumpel echt wegen vieler Dinge an der Mähne reißen. Wenn aber jedes kleine Wortfürzchen als Anlass für eine kollektive Auslachlawine ausreicht, muss das Humorniveau schon sehr niedrig oder die Verzweiflung schon sehr hoch geworden sein. (wg)

Reaktionen an:wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.