Hakka in Ankara

Neuseelands Rugbyteam eilt ein furchterregender Ruf voraus. Mit ihrem Ritual des Hakka, des Kriegstanzes der Maoris, versuchen die Spieler – mitunter so breit wie hoch und übersät mit Tattoos –, die Gegner bereits vor Spielbeginn einzuschüchtern.

Mit Augenrollen, Zähnefletschen, Händefuchteln und martialischen Urlauten jagen sie ihnen solch einen Schrecken ein, dass manche am liebsten gleich vor Anpfiff vom Feld laufen würden – oder ihnen wenigstens im Spiel das Eierlaberl überlassen. Psychologische Kriegsführung par excellence: Von den Maoris lernen heißt siegen lernen.

Die türkische Staatsspitze hat nun den Fehler begangen, Neuseeland im Zuge des Terrors in Christchurch bis aufs Blut zu reizen. Denn Außenminister Çavusoğlu scheute nicht den weiten Flug um den Globus auf die neuseeländische Südinsel, um seine Solidarität zu demonstrieren. Und Präsident Erdoğan schlachtet das Terrorvideo im Wahlkampf zu Propagandazwecken aus.

Neuseelands aufgebrachter Außenminister, Winston Peters, hat sich zu einer Protestnote in Ankara angesagt – und er wird sich nicht in diplomatischen Mitteln erschöpfen. Die türkischen Politiker, im Parlament im Raufhandel geübt, sollten auf der Hut sein. In Winston Peters fließt Maori-Blut – und er wird in Ankara einen Hakka aufführen, dass ihnen Hören und Sehen vergeht. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2019)

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