Guter Tausch

Er hat es in hohem Maße verdient: Der am Mittwoch verstorbene Dichter, Aktionist und Architekturkritiker Friedrich Achleitner ist in Nachrufen so innig gewürdigt worden, dass eine Anekdote nachreicht werden darf, die mit der „Presse“ zu tun hat.

Dass er zum Pionier der heimischen Architekturkritik avancierte, war den Umständen geschuldet. Denn die eigentliche Liebe des Architekten galt der Literatur. 1958 hängte er die Baukunst deshalb erst einmal an den Nagel und widmete sich ganz dem Schreiben. Seine Anfänge in den Fünfzigerjahren schilderte er so: Die Schriftstellerin Dorothea Zeemann arbeitete in der „Abendzeitung“. Ein „mieses Boulevardblatt“, erinnerte er sich, „bei dem alle nur unter einem Pseudonym geschrieben haben“. Sie holte Achleitner als gelegentlichen Aushelfer, wenn rasch eine halbe Seite gefüllt werden wollte. Und der junge Mann schrieb ein Jahr lang über Bausünden aller Art, hauptsächlich natürlich in Wien. Da gab es ja auch ein reiches Betätigungsfeld. „Das letzte Thema war der Abbruch der Renaissancehäuser in der Sterngasse. Da habe ich auf der Kulturseite gegen den Abbruch geschrieben, und der Lokalredakteur hat auf der Lokalseite dafür geschrieben. Als ich draufgekommen bin, dass der eine Wohnung dort kriegen sollte, habe ich gekündigt.“ Er ging zur „Presse“. Und davon hatten beide etwas. (hws)

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.